Exportprodukt Naturschutz-Erfahrung

Medienmitteilung des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz vom 20.6.2014

Die Schweiz exportiert nicht nur Güter, sondern auch Know-how im Naturschutz. Davon profitieren zwanzig Experten in Naturschutz und Forschung aus Ungarn auf Einladung des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz. Ihr Projekt zum nachhaltigen Schutz der wichtigsten ungarischen Naturlandschaften wird vom Schweizer EU-Erweiterungsbeitrag ermöglicht.

Eine Gruppe von Naturschutz-Experten aus Ungarn nahm kürzlich an einer Studienreise teil, um detaillierte Information zu erhalten, wie die Schweiz ihre Naturwerte schützt. Die Experten von BirdLife Ungarn, der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und der Szent István Universität in der Nähe von Budapest arbeiten zusammen am Vierjahres-Projekt „Nachhaltiger Naturschutz in den ungarischen Natura 2000-Gebieten“, das vom Schweizer EU-Erweiterungsbeitrag unterstützt wird. Dieser soll mit vielen Projekten helfen, die wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten in der erweiterten EU zu verringern. Dazu gehört auch der Schutz der Umwelt und ganz konkret der Biodiversität.

Die Natura 2000-Gebiete schützen in der EU und damit auch in Ungarn die wichtigsten Natur- und Landschaftwerte. Zwölf dieser Gebiete stehen im Fokus des Projektes; für zwei werden mit den Mitteln der DEZA aus der Schweiz als Pilotprojekt Managementpläne erarbeitet. Dazu braucht es ein Monitoring der unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten sowie der Lebensräume. Hier kann die Schweiz unter Beteiligung von SVS/BirdLife Schweiz viel Erfahrung einbringen. „Der Austausch von Wissen zwischen unseren Ländern bezüglich Naturschutzaktivitäten verspricht einen grossen Nutzen für beide,“ erklärt Péter Tóth, der Projektleiter von BirdLife Ungarn. Er gibt ein Beispiel: „Den Schutz der Biodiversität in die Landnutzungen einzubringen, bringt konkrete Erfolge im Naturschutz.“

Die Schweiz hat mit der Agrarpolitik, aber auch mit ihren Biotopen von nationaler Bedeutung einige Erfahrung betreffend naturschutzverträglicher Landnutzungen, von der die Gruppe der ungarischen Experten aus ganz verschiedenen Fachrichtungen profitierte, so von ländlicher Entwicklung bis zum Monitoring von Reptilien. Die intensive, zweitägige Besuchtour wurde vom Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz geführt. Der Schweizer Naturschutzfachmann Fritz Hirt betonte: „Der Schweizer Erweiterungsbeitrag für das Projekt in Ungarn hat eine neue Dynamik in die Zusammenarbeit zwischen unserem Land und Ungarn gebracht“. Fritz Hirt ist seit Mitte der 1980er-Jahre  für den SVS/BirdLife Schweiz in Naturschutzprojekten von BirdLife Ungarn aktiv und hat den Wechsel des Landes vom kommunistischen Regime bis zum EU-Beitritt miterlebt. Seit einigen Jahren betreut er Schweizer Projekte in vier Ländern, die vom Schweizer Erweiterungsbeitrag profitieren können.

Die ungarischen Projektmitarbeiter nahmen aus dem Rafzerfeld und Klettgau Erfahrungen der Landwirte zum Thema Biodiversität im Ackerland mit. Am Greifensee und im Neeracherried lernten sie das Management von Schutzgebieten mit Streuschnitt, extensive Beweidung und Besucherlenkung kennen. Doch es war auch ein echter Austausch. Die Experten aus Ungarn berichteten von ihren viel grösseren Projektgebieten, von den Ungarischen Steppenrindern, die bei der Bewirtschaftung der Feuchtgebiete helfen, aber auch von vielen administrativen Klippen für ihre Projekte.


Weitere Auskünfte

Werner Müller, Geschäftsführer, Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Tel. 079 448 80 36