Netzwerk Smaragd

Netzwerk Smaragd

Berner Konvention ermahnt die Schweiz

1.2.2019

Die sogenannten Smaragd-Gebiete sollen europaweit seltene oder gefährdete Lebensräume und Arten schützen. Bis zum Jahr 2020 soll das Netzwerk realisiert sein. Die Schweiz hat jedoch erst gerade 1,6 Prozent der Landesfläche als Smaragd­gebiete ausgewiesen – weniger als viele andere Länder. Anlässlich seiner letzten Jahressitzung hat der Ständige Ausschuss der Berner Konvention die Schweiz deshalb ermahnt, weitere Gebiete anzumelden.

 

Was ist Smaragd?

Pflanzen und Tiere kennen keine Landesgrenzen. Gerade ziehende Arten und sehr mobile Arten wie Vögel sind auf einen grenzüberschreitenden Schutz ihrer Lebensräume angewiesen.

Das Programm "Smaragd" beabsichtigt deshalb, länderübergreifend ein gesamteuropäisches Netzwerk von Schutzgebieten (dt: Smaragdnetzwerk, franz.: Réseau Emeraude, engl.: Emerald Network) aufzubauen.

Neu am Netzwerk Smaragd ist, dass die Erhaltung der Biodiversität nicht nur auf nationaler Ebene betrachtet wird, sondern das Ziel des Smaragdnetzes ist die Erhaltung der Artenvelfalt auf europäischem Niveau: es sollen Schutzgebiete für Arten und Lebensräume geschaffen werden, die europaweit – und nicht in erster Linie auf nationaler Ebene – gefährdet sind und für die ein Land eine europäische Verantwortung hat.

Lanciert wurde die Idee eines gesamteuropäischen Netzwerks 1989 vom Ständigen Ausschuss der Berner Konvention (Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume, 1979).

Die Umsetzung dieser Idee erfolgt jedoch in EU- und Nicht-EU-Ländern unterschiedlich. Das Programm, mit dem die Idee eines paneuropäischen Schutzgebiets-Netzwerks in den EU-Staaten umgesetzt wird, nennt sich "Natura 2000", das analoge Programm für Nicht-EU-Staaten ist "Smaragd".
 


  


Umsetzung des Smaragdnetzwerks

Die Umsetzung des Smaragdnetzwerks beinhaltet folgende Phasen:

  1. Erstellen der Listen der relevanten Tier-und Pflanzenarten

  2. Verbreitung der relevanten Arten eruieren

  3. Ausscheiden von Schutzgebieten für diese Arten

1989 wurden mit der «Recommandation No. 16» des Europarats die Bedingungen für diese Smaragd-Gebiete festgelegt. 1996 verabschiedete der Ständige Ausschuss der Berner Konvention die Resolution No. 3, mit der die Schaffung dieses Netzwerks von Schutzgebieten definitiv beschlossen wurde.
Um Smaragd-Gebiete einfacher identifizieren zu können, hat der Ständige Ausschuss der Berner Konvention eine Liste der natürlichen Lebensräume und bedrohten Arten in Europa erstellt. In der Schweiz existieren 149 Arten und 34 natürliche Lebensräume, die in Europa bedroht sind.
  


Stand der Umsetzung des Smaragdnetzwerks in der Schweiz

Das Schweizerische Zentrum für die Kartierung der Fauna (SZKF) hat in Aufträgen des WWF Schweiz und des Bundesamts für Umwelt BAFU im Jahre 2001 die für die Schweiz verfügbaren Daten analysiert und Schweizer Kandidaten für das Smaragd-Netzwerk definiert.

An einer gemeinsamen Medienkonferenz haben am 24. Oktober 2002 WWF (World Wide Fund for Nature) und Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz die Schweizer Karte der potentiellen Smaragd-Gebiete (siehe unten) vorgestellt. Für die Vögel gelten dabei die hellgrünen Bereiche, die dunkelgrünen Bereiche wurden für andere Organismengruppen ausgeschieden.

Die eidgenössischen, kantonalen und kommunalen Behörden sind aufgefordert, die sogenannten Kandidatengebiete näher zu untersuchen, räumlich abzugrenzen und die nötigen Massnahmen für den Schutz und die Vernetzung der Lebensräume und Arten von europäischer Bedeutung in der Schweiz zu ergreifen. 

Am 22. Oktober 2009 hat der Bund eine erste Serie von 37 Smaragd-Gebieten beim Europarat angemeldet. Ende 2012 hat der Ständige Ausschuss der Berner Konvention diese Gebiete offiziell als Smaragd-Gebiete anerkannt. Es sind die ersten Smaragd-Gebiete ausserhalb der EU. Diese setzt das Smaragd-Netz mit den Natura 2000-Gebieten um und ist schon weit fortgeschritten.

BirdLife Schweiz begrüsst diesen ersten Schritt, kritisiert aber die Auswahl der Gebiete. Alle ausser einem sind schon Schutzgebiete. Wichtig wäre aber vor allem, die international wertvollen Gebiete, die noch nicht unter Schutz stehen, ins Smaragd-Netzwerk aufzunehmen und ihnen dadurch einen Schutzstatus zu verleihen. Auch decken diese 37 Gebiete erst wenige schützenswerte Lebensräume und Arten ab (Vergleich dazu Karte unten mit den 139 vorgeschlagenen Kandidatsgebieten von WWF und BirdLife Schweiz).


Wie geht es weiter mit dem Smaragdnetzwerk für Vögel in der Schweiz?

Im Rahmen des Projektes Important Bird and Biodiversity Areas (IBA) hat BirdLife International 29 wichtige Vogelarten für die Schweiz definiert, für die unsere Land aus internationaler Sicht eine grosse Verantwortung trägt. BirdLife Schweiz und die Schweizerische Vogelwarte Sempach haben 31 IBA-Gebiete ausgeschieden, die für den Schutz dieser IBA-Arten relevant sind. Diese IBAs  weisen generell eine hohe Biodiversität auf und decken somit auch gute Bestände der Smaragd-Arten ab. Deshalb können die IBAs bei der weiteren Umsetzung des Smaragd-Programms dazu verwendet werden, auch die Vögel in das funkelnde Netzwerk von Gebieten mit hoher Biodiversität zu integrieren. Damit würde die Schweiz auch gleich handeln wie die EU-Länder: Diese setzen das Smaragd-Netzwerk mit Natura 2000 um und ein Grossteil der IBAs ist bereits als Natura 2000 Gebiete anerkannt.

BirdLife Schweiz und die Schweizerische Vogelwarte setzen sich dafür ein, dass die IBAs ins Smaragd-Netz aufgenommen werden und dass die Schweiz ihre internationale Verantwortung voll wahrnimmt.

Auf dieser Karte sind die Gebiete eingezeichnet, die BirdLife Schweiz und der WWF 2002 als Smaragd-Gebiete vorgeschlagen haben. Hellgrüne Gebiete für die Vögel sind deckungsgleich mit den IBAs, dunkelgrüne Gebiete sind für die anderen Organismengruppen ausgeschieden worden:


  

BirdLife Schweiz, Pro Natura und der WWF Schweiz fordern eine umfassende Umsetzung der IBAs in der Schweiz zusammen mit den anderen Kandidatsgebieten für das Smaragd-Netzwerk.

Dies heisst insbesondere:

  • Zusätzlich zu den existierend 37 Smaragd-Gebieten müssen weitere Gebiete ausgeschieden werden, um die nach Berner Konvention zu schützenden Arten und Lebensräume ausreichend abzudecken.
     
  • Aufnahme der IBAs in das Smaragd-Netzwerk der Berner Konvention des Europarates zur Abdeckung der Vogelarten.

  • Erarbeitung von Managementplänen für die Gebiete durch Bund und Kantone in Zusammenarbeit mit den Gemeinden.

  • Anwendung neuer Mechanismen zur Förderung von Massnahmen in den international bedeutenden Naturvorranggebieten für Vögel.

  • Regelmässige Erfolgskontrolle der Massnahmen und Anpassung der Schutzstrategien.

BirdLife Schweiz und die Schweizerische Vogelwarte haben die Schweizer IBAs im Jahr 2000 in einer Fachpublikation vorgestellt (Der Ornithologische Beobachter 97:281-302). September 2008 haben BirdLife Schweiz und die Vogelwarte das Buch "Important Bird Areas IBA Schweiz Suisse Svizzera Switzerland" publiziert. Der erste Teil des Buches enthält die Entstehungsgeschichte der IBAs sowie die Liste der Kriterien, die zur Ausscheidung der Gebiete geführt haben. Der zweite Teil beschreibt alle IBAs der Schweiz mit aktualisierten Karten, Abbildungen und Listen der relevanten Vogelarten. Das Buch kann bei BirdLife Schweiz bestellt werden.
  


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