Gartenrotschwanz © Michael Gerber

Vogel des Jahres 2009: Gartenrotschwanz

Der Gartenrotschwanz, Vogel des Jahres 2009 von BirdLife Schweiz, erfährt seit vier Jahrzehnten einen starken Bestandsrückgang. Auf der Roten Liste der Schweiz gilt er als potenziell gefährdet und ist eine von 50 prioritären Vogelarten für Artenförderungsprogramme. Hauptverantwortlich für diesen Rückgang sind die Zerstörung des Lebensraums, das Verschwinden von alten Bäumen mit Höhlen und die intensive Wiesennutzung. BirdLife Schweiz setzt sich für die Beibehaltung von Hochstammobstbäumen und eine differenziert genutzte Kulturlandschaft ein, um Brutplätze und Nahrungsgrundlagen des Gartenrotschwanzes zu erhalten.
 

 

Das Männchen des Gartenrotschwanzes weist eine rostrote Färbung der Brust und des Schwanzes auf. Der Rücken ist gräulich und das weisse Stirnband leuchtet über der schwarzen Kehle. Das Weibchen hingegen ist einheitlich braun mit rostrotem Schwanz. Vom ähnlichen Weibchen des Hausrotschwanzes lässt es sich dank der rotbraunen (statt graubraunen) Färbung unterscheiden.

 

Männchen (links) und Weibchen im typischen Gefieder. Ältere Weibchen sind manchmal ähnlich wie Männchen gefärbt. © Mathias Schäf

Ein Zugvogel braucht Brut-, Rast- und Winterquartiere

Der Gartenrotschwanz ist ein Zugvogel, der im Sommer in ganz Europa brütet und bei uns Anfang April erscheint. In der Schweiz nistet er bis auf 2200 Meter über Meer. Vorwiegend lebt er in lichten, strukturreichen Obstbaugebieten und Parks mit Altholzbeständen, allgemein in halboffenen Landschaften mit extensiv genutztem Untergrund. Ab Anfang August machen sich die Gartenrotschwänze auf die lange Reise ins Winterquartier in die Savannen West- und Zentralafrikas. Unterwegs sind sie immer wieder auf Rastplätze angewiesen, um ihre Fettreserven für den Zug aufzufüllen. Normalerweise erreichen sie das Winterquartier nach Ende der Regenzeit, wo sie im neuen Grün der Savanne einen reich gedeckten Tisch an Insekten vorfinden. Dürren im Winterquartier führen allerdings zu gravierenden Bestandesreduktionen. Der Klimawandel könnte mit mehr Dürren im Winterquartier zu einer zusätzlichen Gefährdung des Gartenrotschwanzes führen.

Nahrung und Jagdgewohnheiten

Spinnentiere, Bodeninsekten und deren Larven bilden seine Hauptnahrung. Diese fängt er von Sitzwarten aus, wie Zaunpfählen, Büschen oder Ästen von Bäumen. Er ist auf offene Bodenstellen angewiesen, das heisst auf Flächen mit spärlicher oder niedriger Vegetation. In dichten, hohen Fettwiesen kommen weniger Insekten vor und der Vogel sieht seine Nahrung kaum mehr.

Fortpflanzung

Der Gartenrotschwanz zieht als Höhlenbrüter seinen Nachwuchs gerne in Hohlräumen von alten Bäumen auf. Aber auch geeignete Strukturen an menschlichen Bauwerken wie Dachbalken oder Mauerlöcher dienen ihm als Nistplätze. Gerne nistet er auch in Nistkästen. Ein Gelege besteht meist aus 3-8 grünlichblau glänzenden Eiern, die das Weibchen bebrütet. Die Jungen schlüpfen nach circa 14 Tagen und werden dann nochmals solange von den Eltern gefüttert.

Gefährdung

Hauptursache für den Rückgang des Gartenrotschwanzes ist die intensivere Nutzung des Kulturlandes durch die Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten. Begonnen hat der Bestandesrückgang jedoch schon Ende der 1960er Jahre, unter anderem aufgrund von Dürren in Überwinterungsgebiet. Zusätzlich grenzt die Ausdehnung der Siedlungsfläche den Lebensraum ein. Zum einen fehlen Obstgärten und Pärke mit alten, höhlenreichen Bäumen als geeignete Brutplätze und zum anderen verschwindet seit den 1970er-Jahren zunehmend der Lebensraum des Vogels, indem die Vielfalt der Pflanzen und Insekten, aber auch der offenen Bodenstrukturen in der Kulturlandschaft abnimmt.

Schutz der Lebensräume und der Nistplätze

Zeitlich gestaffeltes Mähen, streifenförmiges Auffräsen der Wiesen unter den Hochstammbäumen oder das Anlegen von Flächen mit magerem Boden führen zu lückigen Vegetationsstrukturen. Unbefestigte und vor allem unversiegelte Wege, ungedüngte Böschungen, aber auch Gärten bieten Böden mit vielen kahlen Stellen. Wichtig ist ein Mosaik von vegetationsfreien und bewachsenen Flecken. Eine reduzierte Düngung einmal jährlich mit Mist statt Gülle kann auf Fettwiesen zur extensiveren Nutzung der Grünflächen beitragen. In Obstgärten soll der lockere Bewuchs im Stammbereich gefördert und in Rebbergen der Boden durch Hacken offen gehalten werden. Verschiedene Kleinstrukturen (Totholz, Ast- und Steinhaufen, Trockenmauern) erhöhen die Vielfalt im Kulturland und sind so ideale Jagdgebiete des Gartenrotschwanzes. Fehlen in solchen geeigneten Lebensräumen natürliche Bruthöhlen, können Nistkästen mit grossen Einfluglöchern und hellem Innenraum angeboten werden.

Alte Hochstammbäume bieten den Gartenrotschwänzen Höhlen zum Brüten. Eine extensive Nutzung der Wiesen und ein gestaffelter Schnitt sowie offene Bodenstellen sichern die Nahrung.

Auch lichte Wälder und Parkanlagen in Städten werden als Lebensräume angenommen.

 


Informationen/Materialien