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Artenförderungsprogramm Kiebitz

Der Bestand des Kiebitzes in der Schweiz hat in den letzten gut hundert Jahren eine wechselvolle Entwicklung durchgemacht und ist um 2005 mit noch rund 100 Brutpaaren an einem historischen Tief angelangt. Um die Schutzmassnahmen verbessern und ausweiten zu können, haben BirdLife Schweiz, die Ala und die Vogelwarte Sempach eine Einschätzung der laufenden Schutzmassnahmen und deren Einfluss auf die Kiebitz-Population durchgeführt. Die Resultate zeigen, dass die Industrialisierung der Landwirtschaft ein Hauptgrund für den starken Rückgang ist. Sie wurden im Ornithologischen Beobachter publiziert (siehe unten).

Die Analyse brachte aber auch hervor, dass Daten zum Bruterfolg des Kiebitzes nur von wenigen Orten existieren. Deshalb erstellen BirdLife Schweiz und die Orniplan AG einen jährlichen Übersichtsbericht zum Bestand, zum Bruterfolg und zu den Schutzmassnahmen zugunsten des Kiebitzes. Über 70 Ehrenamtliche arbeiten engagiert an diesem Projekt mit.

Inzwischen sind an mehreren Orten neue konkrete Schutzprojekte für den Kiebitz entstanden. BirdLife Zürich führt mit fachlicher Unterstützung von BirdLife Schweiz ein Kiebitzprojekt in Gossau ZH durch. BirdLife Schweiz ist zudem an den Schutzprojekten im Neeracherried ZH, im Aaretal bei Rubigen BE, im Fraubrunnenmoos BE, im Grossen Moos BE und im Kanton Schwyz (Frauenwinkel, Nuoler Ried) beteiligt. In vielen Projekten wird der Boden so bearbeitet, dass im Frühjahr sehr niedrige Vegetation oder nackte Erde vorhanden ist und später ein Mosaik zwischen vegetationslosen oder kurzrasigen und besser bewachsenen Flächen entsteht. Auch kleine Weiher wurden geschaffen oder mittels Bewässerung Pfützen erstellt, denn Kiebitze finden ihre Nahrung auf feuchten Flächen. Um die Prädation zu reduzieren, aber auch um versehentlichen Maschineneingriffen z.B. durch landwirtschaftlichen Lohnunternehmen vorzubeugen, werden mehrere Kolonien mit Elektrozäunen geschützt.

Viele Projekte zeigen bereits Erfolg. 2016 - 2018 zum Beispiel wurden im Durchschnitt schweizweit 190 Brutpaare gezählt, was fast einer Verdoppelung des Bestandes innert zehn Jahren entspricht. In den gleichen Jahren wurden 89, 113 bzw. 94 Jungvögel flügge (Details). Im Jahr 2022 waren es 200 Kiebitzpaare an 28 Standorten; mindestens 137 Jungvögel wurden flügge.

Die Zahl der flüggen Jungvögel muss sich in Zukunft noch erhöhen. Die Beobachtungen bestätigen jedoch, dass die Schutzmassnahmen helfen: An Brutplätzen, die mit einem Elektrozaun vor Beutegreifern geschützt und an denen die landwirtschaftlichen Bearbeitungsschritte begleitet wurden, ist der Bruterfolg etwa sieben Mal höher als in Gebieten ohne Schutzmassnahmen. Die Arbeitsgruppe Kiebitz Schweiz von BirdLife Schweiz und der Vogelwarte fördert weiterhin den Austausch unter den Kiebitzschützern.
    


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