ÖI

FAQ zur Ökologischen Infrastruktur

Was ist die Ökologische Infrastruktur?

Die Ökologische Infrastruktur ist ein landesweites, zusammenhängendes und wirksames Netzwerk von Flächen, welche für die Biodiversität wichtig sind.
Offizielle Kurzdefinition auf der Fachgruppenseite
 

Was ist das Ziel der Ökologischen Infrastruktur?

Die Ökologische Infrastruktur soll langfristig alle bedeutenden natürlichen und naturnahen Lebensräume in einem guten Erhaltungszustand sowie die prioritären und gefährdeten Arten in überlebensfähigen Beständen sichern. Damit soll die Biodiversität in der Schweiz, und mit ihr auch für den Menschen wichtige Funktionen der Ökosysteme, erhalten werden.
 

Wie funktioniert die Ökologische Infrastruktur?

Die schon bestehenden geschützten Gebiete bilden das Grundgerüst der Ökologischen Infrastruktur. Aufbauend darauf müssen mithilfe rechtlicher und raumplanerischer Mittel klar definierte, ökologisch wertvolle und repräsentative Kerngebiete ausgewiesen werden. Die Kerngebiete zeichnen sich durch hohe Lebensraumqualität aus und sind wirksam geschützte Flächen (Schutzgebiete). Sie sind die Zentren für die Vermehrung, Entwicklung und Ausbreitung von Populationen. Um die tägliche und saisonale Mobilität der Arten sowie deren Ausbreitung, auch im Rahmen von klimatisch bedingten Veränderungen zu gewährleisten, muss eine funktionierende Vernetzung zwischen den Kerngebieten gegeben sein, z.B. durch naturnah bewirtschaftete Flächen und Trittsteinelemente.
 

Warum braucht die Schweiz eine Ökologische Infrastruktur?

Um die Biodiversität der Schweiz ist es schlecht bestellt: Fast die Hälfte aller Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sind bedroht. Viele Lebensräume sind selten geworden und die verbleibenden Reste nehmen in der ökologischen Qualität weiter ab. Mit weniger als 10% langfristig geschützter Landesfläche hat die Schweiz ihre internationalen Verpflichtungen nicht erfüllt und ist mit Abstand das Schlusslicht in Europa was Schutzgebietsflächen angeht.
Säulengrafik der Europäischen Umweltagentur
 

Wer ist für die Ökologische Infrastruktur in der Schweiz zuständig?

Der Bundesrat hat 2012 in der Strategie Biodiversität Schweiz den Aufbau einer ökologischen Infrastruktur beschlossen, die Umsetzung soll bis 2040 erfolgen. Der Aufbau der Ökologischen Infrastruktur betrifft alle administrativen Ebenen und Sektoren, vom Bund über den Kanton bis zur Gemeinde.
Bafu-Seite zum Thema
 

Wer profitiert von der Ökologischen Infrastruktur in der Schweiz?

Wir alle profitieren. Lebenswichtige Leistungen wie z.B. Bestäubung von Pflanzen zur Nahrungsmittelproduktion, Hochwasser- und Erosionsschutz, sauberes Trinkwasser, Klimaregulierung und Erholung in der Natur beruhen auf einer intakten Biodiversität und werden durch die Ökologische Infrastruktur gesichert.
 

Was ist der Stand der Ökologischen Infrastruktur in der Schweiz?

Derzeit liegt es an den Kantonen Strategien und Konzepte für eine erste Fachplanung der kantonalen Ökologischen Infrastruktur zu entwickeln, welche bis 2024 dem Bund gemeldet werden müssen. Wichtig für die Ökologische Infrastruktur ist der fachgerechte Unterhalt der bestehenden Kerngebiete als Daueraufgabe der Kantone, sowie die Sicherstellung einer funktionierenden Vernetzung.
 

Wo muss Ökologische Infrastruktur in der Schweiz geschaffen werden?

Auf dem gesamten Gebiet der Schweiz sollen ökologisch wertvolle Lebensräume auf lokaler, kantonaler und nationaler Ebene gesichert, neu geschaffen und verbunden werden, auch mit Schutzgebieten im benachbarten Ausland.
 

Wie viel Fläche braucht eine funktionierende Ökologische Infrastruktur?

Die verfügbaren wissenschaftlichen Grundlagen zeigen, dass ca. 30% der Landesfläche nötig sind, um in allen Regionen der Schweiz die charakteristischen Lebensräume, prioritären Arten und evolutionären Prozesse langfristig und wirksam zu schützen. Das Ziel von 30% Schutzgebietsfläche ist für alle Staaten der Erde im Rahmen der Biodiversitätskonvention vorgesehen und auch in der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 festgehalten.
SCNAT-Studie zum Flächenbedarf
 

Kann man die Flächen, die für die Ökologische Infrastruktur gesichert werden, auch anderweitig nutzen?

Das kommt auf den Lebensraum an. Manche gefährdeten Lebensräume wie z.B. Lichte Wälder, Trockenwiesen und -weiden, Obstgärten oder Magerwiesen sind durch eine bestimmte Art der Nutzung entstanden. Die Aufgabe der Nutzung dieser Flächen oder eine Nutzungsänderung hat zum Verschwinden oder zur Abnahme der Lebensraumqualität geführt. Für diese Gebiete ist eine spezifische auf die Schutzziele abgestimmte Nutzung zum Erhalt sogar erforderlich.


Welche Lebensräume sollen mit der Ökologischen Infrastruktur gesichert und verbunden werden?

Alle ökologisch wertvollen Lebensraumtypen der Schweiz, die für gefährdete Arten wichtig sind. Zur vereinfachten Planung haben die Nationalen Datenzentren InfoSpecies die mehr als 200 Lebensraumtypen der Schweiz in 26 Gilden zusammengefasst. BirdLife Schweiz arbeitet mit einem Ansatz von 7 Lebensraumebenen:  6 Ebenen fassen dabei Lebensraumtypen mit ähnlichen Charakteristiken zusammen. Die siebte Ebene, die dunkle Ebene, bezieht sich auf die Wahrung und Schaffung von dunklen Räumen und Korridoren.
Ö.I.-Poster, auf denen die Ebenen erklärt sind
 

Wer bezahlt für die Ökologische Infrastruktur?

Die langfristige Sicherung der Biodiversität und damit der Lebensgrundlage der Schweizer Bevölkerung ist eine Aufgabe des Gemeinwohls und somit Aufgabe der öffentlichen Hand.

Was ist der Unterschied zwischen Biodiversitätsförderung und Ökologischer Infrastruktur?

Oft, aber nicht immer, kommen Massnahmen der Biodiversitätsförderung der Ökologischen Infrastruktur zugute. Während Biodiversitätsförderung auch kleinere Massnahmen wie ökologische Aufwertung von Privatgärten oder Nisthilfen umfassen kann, sollen durch die Ökologische Infrastruktur vor allem grossräumig und raumplanerisch verbindlich Flächen für die Biodiversität in der Schweiz gesichert, aufgewertet und neu geschaffen werden.  
 

Wer muss sich am Aufbau der Ökologischen Infrastruktur beteiligen?

Aufbau und Betrieb der ökologischen Infrastruktur sind ein Generationenprojekt, zu dem alle beitragen müssen: Bund, Kantone, Gemeinden. Auch alle Sektoren müssen dazu beitragen, insbesondere die Sektoren Raumplanung, Energiewirtschaft, Landwirtschaft, Waldwirtschaft, Tourismus, Siedlung, Gewässerschutz, Bildung und Verkehr. Aber auch Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft sind gefordert.
 

Wie kann man den Aufbau der Ökologischen Infrastruktur unterstützen?

Die Ökologische Infrastruktur ist ein Jahrhundertprojekt für die Biodiversität, an dem sich jede und jeder beteiligen kann: durch aktive Mitarbeit in Naturschutzvereinen, bei der Raumplanung, durch Teilnahme an relevanten Abstimmungen, durch politisches Mitwirken in der eigenen Gemeinde (z.B. bei Zonenplanänderungen), und durch Unterstützung der Akteure, die sich jetzt und in Zukunft für die Ökologische Infrastruktur einsetzen.
 

Wo bekomme ich weitere Informationen?