„Wir wollen nicht, dass unsere Insektenfreunde sterben“ – Multimediale Tagungsdokumentation zum „2. Tag der Insekten Schweiz“

Medienmitteilung vom 3.12.2019 von BirdLife Schweiz und Insect Respect

Mit einem eindringlichen Appell an die Erwachsenen zeigten vier Jugendliche aus Wohlen AG beim 2. Tag der Insekten Schweiz ihr Engagement gegen das Insektensterben. Die multimediale Tagungsdokumentation mit 22 Videos, 13 Präsentationen und 22 Texten der nationalen und internationalen Referenten aus Forschung, Politik, Wirtschaft und Naturschutz steht ab sofort online. An der von BirdLife Schweiz und Insect Respect organisierten Veranstaltung nahmen über 300 Personen teil.

Der Wert der Insekten für die Menschheit ist unbezifferbar, doch ihre Anzahl und Vielfalt ging in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurück. Beim 2. Tag der Insekten am 19. September 2019 kamen in Aarau über 300 Teilnehmende zusammen, um Ursachen des Insektensterbens und Lösungswege zu diskutieren. Die multimediale Tagungsdokumentation ist ab sofort kostenfrei online erhältlich. Sie enthält von allen Programmpunkten Zusammenfassungen, Bilder, sowie viele Videos und Präsentationen.

„Insektensterben ist uns nicht egal“

„In der Schweiz gibt es 8000 Insektenarten. Davon sind mehr als 3200 bedroht. Ca. 400 Arten sind bereits ausgestorben. Und wieso? Wegen uns.“

In ihrem aufrüttelnden Theaterstück „Aus Elefanten Mücken machen“ gaben die SchülerInnen Lukas Rupp, Amani Christen, Mauro Koch und Elena Wey von der Kantonsschule Wohlen AG der Angst aufgrund des Insektensterbens Raum. „Wir stehen heute vor Ihnen, weil es uns wichtig ist, dass Sie wissen, dass es uns nicht egal ist“, betonten sie in ihrer Schlusserklärung.

Beiträge u.a. von Jane Goodall (Friedensbotschafterin der Vereinten Nationen, per Video), Prof. Josef Reichholf (Schmetterlingsexperte), Dr. Yves Gonseth (Schweizerisches Zentrum für die Kartografie der Fauna, SZKF), François Turrian (Geschäftsführer BirdLife Schweiz, Romandie), Ulrich Veith (Bürgermeister der pestizidfreien Gemeinde Mals), Hannes Baur (Präsident der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft) zeigten Studien und Projekte zur Entwicklung und Förderung von Insekten. Über konkrete Lösungen diskutierten die Tagungsteilnehmenden in Workshops z.B. zu Massnahmen in der Landwirtschaft, in Gemeinden, auf Firmengeländen, in Gartencentern und in Schulen.

„Die Chemiekeule erschlägt uns früher oder später selbst“

Zu den wichtigsten Massnahmen gehöre die Vermeidung von Pestiziden, so der Konsens vieler Referenten und Teilnehmenden. „Die Chemiekeule erschlägt uns früher oder später selbst“, meint Mitveranstalter Dr. Hans-Dietrich Reckhaus, der sein Unternehmen mit „Insect Respect“ vom Biozidhersteller zum Anbieter ökologischer Dienstleistungen dreht und Alternativen entwickelt.
„Informieren, vernetzen und handeln, darum geht es beim Tag der Insekten. Wir sind überzeugt, dass jetzt viele neue Projekte gestartet werden, um dem Insektensterben zu trotzen“, sagte Werner Müller, Geschäftsführer von BirdLife Schweiz. Der nächste Tag der Insekten findet 2020 in Berlin statt, 2021 wieder in der Schweiz.

Die Tagungsdokumentation ist online zum Download verfügbar unter diesem Link:

Warum sind Insekten wichtig?

Es ist höchste Zeit, Insekten zu respektieren – gerade weil man sie manchmal bekämpft. Die Tiere übernehmen viele wertvolle Funktionen. Edward Wilson, der renommierte amerikanische Entomologe, hat errechnet, dass die Menschen ohne Insekten nur wenige Monate überleben könnten. Doch Zahl und Vielfalt der Insekten sinken dramatisch: In der Schweiz zeigen die Roten Listen, dass über 40 % der Insektenarten gefährdet sind und 5 % bereits ausgestorben. In manchen deutschsprachigen Gebieten ist ihre Anzahl um über 70 % zurückgegangen.

Zehn gute Gründe, Insekten zu respektieren:
1. Ökosystem: Insekten geben der Natur mehr Widerstandskraft.
2. Bestäubung: Insekten halten die Pflanzenwelt am Leben.
3. Kreislauf: Insekten sind ein wichtiger Teil der Nahrungskette.
4. Futter und Essen: Insekten sichern die Welternährung.
5. Hygiene: Insekten befreien uns von «Müll».
6. Böden: Insekten machen unsere Erde fruchtbar.
7. Kleidung: Insekten sind für die Textilproduktion unentbehrlich.
8. Industrie: Insekten produzieren Chemikalien.
9. Medizin: Insekten heilen.
10. Forschung: Insekten sind wissenschaftlich äusserst wertvoll.

 

Die Veranstalter

BirdLife Schweiz

BirdLife Schweiz hat rund 67'000 Mitglieder und ist der Dachverband von 20 Kantonalverbänden und 440 lokalen Natur- und Vogelschutzvereinen. Er setzt sich als vielseitiger Naturschutzverband für die Erhaltung und Förderung der Biodiversität im Wald, Kulturland und Siedlungsraum ein, insbesondere auch für die Vögel und ihre Lebensräume. Er führt Projekte zum Schutz gefährdeter Arten und Lebensräume in der Schweiz und weltweit durch. «BirdLife Schweiz setzt sich für naturnahe Lebensräume ein, die auch für Insekten wichtig sind.», sagt Werner Müller, Geschäftsführer von BirdLife Schweiz. Wichtige Arbeitsbereiche von BirdLife Schweiz sind die Agrarpolitik und die Pestizidreduktion. Die BirdLife-Kampagne für die Biodiversität im Siedlungsraum zeigt der Bevölkerung, was wir alle selber für die Natur tun können: vielfältige Blumenwiesen mit einheimischen Pflanzen, die blühen und versamen dürfen, einheimische Wildkräuter auf dem Balkon, einheimische Sträucher in Hecken. Davon profitieren auch die Insekten.

www.birdlife.ch

Insect Respect und wie alles begann

Insect Respect ist das weltweit erste Gütezeichen für einen neuen Umgang mit Insekten und fördert das Bewusstsein für deren Wert mit zahlreichen Massnahmen: Publikationen wie das Buch „Warum jede Fliege zählt“, multimediale Tagungsdokumentationen („Tag der Insekten“, „Der Wert von Insekten“), eine Liste der 10 guten Gründe, Insekten zu respektieren, sowie ein Glossar zum Thema Insektenbekämpfung, Vorträge, Ausstellungen, der Animationsfilm „Kleine Riesen“ und kostenfreie Informationen wie Insekten fördern. „Wir möchten die Biozid-Branche umdrehen und weitere Sektoren inspirieren“, so der Initiator von Insect Respect, Dr. Hans-Dietrich Reckhaus. Für sein Engagement erhielt er u.a. 2015 den Schweizer Ethikpreis, 2018 den Europäischen «Responsible Care» Preis und 2019 den Global Energy Award. Auslöser für den Unternehmenswandel und das weltweit einzigartige Ausgleichsmodell war der Dialog mit den Schweizer Konzeptkünstlern Frank und Patrik Riklin. Sie initiierten die Gegenbewegung „retten statt töten" und setzten 2012 gemeinsam mit Hans-Dietrich Reckhaus die Aktion „Fliegen retten" um. (www.fliegenretten.de)

www.insect-respect.org


   


Weitere Informationen zum Tag der Insekten

  


Bilder/Medienmitteilung


Medienkontakt

  • BirdLife Schweiz: Ann Walter, 079 752 57 44, ann.walter@birdlife.ch
  • Insect Respect: Tina Teucher, 071 330 05 35, kommunikation@insect-respect.org