Neue Rote Liste der Vögel Europas zeigt die Verantwortung der Schweiz

Medienmitteilung vom 3.6.2015 von BirdLife Schweiz und Schweizerischer Vogelwarte Sempach

Von den rund 200 Brutvogelarten der Schweiz sind mehr als die Hälfte aktuell oder potenziell gefährdet. 14 Vogelarten unseres Landes sind sogar europaweit bedroht, wie die heute veröffentlichte Rote Liste der Vögel Europas zeigt. Der Naturschutzverband BirdLife Schweiz und die Schweizerische Vogelwarte, welche für das Europäische Projekt die Grundlagendaten aus der Schweiz lieferte, wollen deshalb ihre Förderprogramme für Arten wie den Kiebitz und andere europaweit gefährdete Arten verstärken.

Die heute von einer Arbeitsgemeinschaft1 unter Führung von BirdLife International publizierte Rote Liste der Vögel Europas zeigt, dass von den 533 Vogelarten des Kontinents 67 vom Aussterben bedroht und weitere 32 potenziell gefährdet sind. Das sind zusammen 19 Prozent aller Arten. Zum Vergleich: In der Schweiz sind aktuell sogar 55 Prozent aller Brutvogelarten gefährdet oder potenziell gefährdet. Die hauptsächlichen Gefährdungsursachen für die Vögel sind der Lebensraumverlust, insbesondere die Verschlechterung der Lebensraumqualität im Landwirtschaftsland, sowie der Klimawandel.

Verantwortung der Schweiz

14 europaweit bedrohte Arten brüten auch in der Schweiz 2. „Für ihr Überleben trägt unser Land deshalb eine grosse Verantwortung“, sagt Verena Keller von der Schweizerischen Vogelwarte, Koordinatorin der Roten Liste in der Schweiz. Im Landwirtschaftsland, das sich als Lebensraum nach wie vor verschlechtert, steht zum Beispiel der Kiebitz unter grossem Druck. Wegen der Verschlechterung der Lebensräume schwinden die Bestände von Turteltaube und Wiesenpieper. Vom Klimawandel und von den Änderungen in der Landnutzung im Berggebiet betroffen sind schliesslich das Alpenschneehuhn und das Steinhuhn.

Erfolg bei gezieltem Handeln

Die neue Europäische Rote Liste zeigt aber auch, dass mit umfassendem Biodiversitätsschutz Erfolge erzielt werden können. „Seit der letzten Version von 2004 konnten zwanzig damals europaweit gefährdete Arten von der Liste gestrichen werden, weil ihre Bestände nicht mehr als gefährdet beurteilt werden müssen“, so Werner Müller, Geschäftsführer von BirdLife Schweiz. Den meisten von ihnen konnten gezielte Artenförderungsprogramme helfen, die unter anderem die BirdLife-Partner in den verschiedenen Ländern umsetzen. In der Slowakei, in Ungarn und in Polen wurden diese Programme unterstützt durch BirdLife Schweiz.

Solche Artenförderungsprogramme gibt es auch in der Schweiz, zum Beispiel für den in ganz Europa gefährdeten Kiebitz. BirdLife Schweiz und die Schweizerische Vogelwarte setzen mit lokalen Partnern Fördermassnahmen an den Kiebitzbrutplätzen um. Gemeinsam haben sie erreicht, dass der Kiebitzbestand nicht mehr wie bisher stark zurückgeht, sondern in den letzten Jahren sogar wieder etwas zunahm.

Künftig braucht es auch für weitere national prioritäre Vogelarten der Schweiz Artenförderungsprogramme. Deshalb wollen BirdLife Schweiz und die Schweizerische Vogelwarte nun zusammen mit Bund und Kantonen die Artenförderungsprogramme verstärken.
  


Weitere Informationen

1) Arbeitsgemeinschaft Rote Liste Europa: BirdLife International, European Bird Census Council, Wetlands International, IUCN, BTO, Sovon, RSPB, Czech Society for Ornithology.

2) Diese 14 Vogelarten sind europaweit gefährdet und brüten auch in der Schweiz: Tafelente, Eiderente, Mittelsäger, Alpenschneehuhn, Steinhuhn, Bartgeier, Rotmilan, Blässhuhn, Kiebitz, Grosser Brachvogel, Turteltaube, Eisvogel, Wiesenpieper, Raubwürger.
  

 


Bilder

Der Kiebitz steht sowohl in Europa als auch in der Schweiz auf der Roten Liste der Brutvögel. Dass seine Bestände nicht weiter abnehmen, ist ein Erfolg von Förderungsprojekten.

Bild: © Marcel Burkhardt

Die unentgeltliche Verwendung dieses Bildes ist ausschliesslich im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung gestattet. Das korrekte Ausweisen der Fotoautoren wird vorausgesetzt.

 


Weitere Auskünfte

  • Stefan Bachmann, BirdLife Schweiz, Tel. 044 457 70 23, 078 740 50 51, stefan.bachmann@birdlife.ch
     
  • Michael Schaad, Schweizerische Vogelwarte, Tel. 041 462 97 35, michael.schaad@vogelwarte.ch