Verstärkter Einsatz nötig, um Biodiversitätsziele zu erreichen - 2009 ein durchzogenes Jahr für den Naturschutz

Medienmitteilung des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz vom 30. Dezember 2009

Das zu Ende gehende Jahr war für den Schutz der Natur und der Biodiversität sehr durchzogen. Die meisten gefährdeten Tier- und Pflanzenarten stagnierten in ihren Beständen auf tiefem Niveau. Bereits jetzt ist deshalb klar, dass die Schweiz ihre Verpflichtung, den Biodiversitätsverlust bis 2010 zu stoppen, nicht erfüllen kann. Das hält der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz in seiner Bilanz fest. Er fordert, dass die Schweiz in Sachen Sicherung ihrer biologischen Vielfalt 2010 verstärkte Anstrengungen unternimmt und sich klare Ziele setzt.
 
Für den Naturschutz war 2009 ein durchzogenes Jahr. Die Bestände der meisten gefährdeten Arten stagnierten oder ging sogar zurück. Dies betrifft in den Mooren etwa den Grossen Brachvogel, von dem es keine einzige Brut mehr in der Schweiz gab. Zwar ermöglichte in den Feuchtgebieten das Investitionsprogramm des Bundes in vielen Fällen bauliche Renaturierungen; gesamthaft jedoch sind die vor zwei Jahren bei der Bilanz 20 Jahre Rothenthurm-Moorschutzinitiative aufgedekten Mängel der Umsetzung des verfasssungsmässigen Moorschutzes weiterhin nicht behoben.

Chancen im Kulturland, Gefahr an den Gewässern
Im Kulturland hatte der Vogel des Jahres, der farbenprächtige Gartenrotschwanz, ein ganz anderes Problem: Vermutlich wegen schlechtem Wetter auf dem Rückzug von Afrika trafen im Brutgebiet viel weniger Weibchen als Männchen ein. Trotz Massnahmen des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz zur Verbesserung des Lebensraumes der bedrohten Art in mehreren grossen Hochstamm-Obstgärten gab es deshalb nicht mehr Bruten des Gartenrotschwanzes als in den Jahren zuvor. Die im Mai 2009 vorgestellten Ergebnisse des Biodiversitätsmonitorings Schweiz (BDM) des BAFU zeigten, dass in den Wiesen und Weiden eine Homogenisierung der Vegetation zu beobachten ist: seltene Arten verschwinden, Allerweltsarten wandern in viele Lebensräume ein. Förderungsmassnahmen für die bedrohten Arten sind deshalb dringend. Das Programm zur Weiterentwicklung der Direktzahlungen in der Landschaft (WDZ) eröffnet dazu interessante Perspektiven zugleich für die landwirtschaftlichen Familienbetriebe und die Natur, allerdings erst mittelfristig.

Gefährdeten Fischarten wie der Bachforelle setzte im Herbst der Wassermangel nach der monatelangen Trockenheit zu, doch kam es deswegen glücklicherweise nirgends zu Massensterben. Gravierend für die Fische sind hingegen die über 500 Projekte für Kleinkraftwerke, welche die letzten freifliessenden Bäche gefährden.

Biodiversitätsziel 2010 wird verfehlt
Gesamthaft war 2009 deshalb für den Naturschutz ein sehr durchzogenes Jahr. Bereits 2002 hatte sich die Schweiz verpflichtet, den Biodiversitätsverlust bis 2010 zu stoppen oder zumindest deutlich zu reduzieren. Doch der Bund war nicht bereit, zusätzliche Anstrengungen im Naturschutz zu unternehmen. Schon jetzt ist deshalb klar, dass die Schweiz das Biodiversitätsziel weit verfehlen wird. Doch es bestehen Chancen, dass es 2010 besser wird. Der Bund erarbeitet endlich die nationale Biodiversitätsstrategie. Wenn diese klare Ziele, Massnahmen und Mittel für die Sicherung und Förderung der biologischen Vielfalt in der Schweiz bringt, kann es gelingen, im nächsten Jahrzehnt den Biodiversitätsverlust endlich zu stoppen und eine Trendwende zu erreichen.