Bird Race 2022 - Bericht

Rotschneespechte

Teammitglieder: Steven Lampert, Peter Schönenberger, Alex Gächter, Simon Oberhofer
Route: Voralpsee-Gamperfin Hochmoor-Werdenbergersee-Rheineck-Rheindelta
Anzahl Arten: 104

Unser diesjähriges BirdRace drohte schon früh zu scheitern. Auf dem Weg zu unserem Übernachtungsstandort sorgte zuerst ein platter Veloreifen für einen erhöhten Puls. Doch glücklicherweise konnte kurzfristig ein Ersatzvelo gefunden werden. Aber damit war der Ärger noch nicht überstanden. Der Busfahrer, welcher uns zur Alphütte bringen sollte, weigerte sich trotz gekaufter Billette und vorherigem abklären, ob Velos ein Problem sind, mehr als eins mitzunehmen. So stieg ein Teammitglied mit dem Gepäck der anderen ein, damit die bevorstehende Bergetappe für den Rest einfacher zu bewältigen war. Doch der Busfahrer war noch nicht fertig mit uns und liess das mitfahrende Teammitglied viel zu früh aussteigen. Durch das einstündige Bergaufschieben des vollbepackten Velos waren wir dann alle gut eingewärmt fürs bald beginnende BirdRace. Glücklicherweise startete das Gewitter erst kurz vor dem erreichen unseres Nachtlagers. Nach einer wohlverdienten Stärkung und dem rechtzeitigen Ende des Gewitters, konnten wird dann doch noch rechtzeitig mit dem BirdRace starten.
Am Abend konnte allerdings noch nicht viel abgehackt werden. Ein vermeintlicher Uhu, der auch ein hallender Hund hätte sein können, konnten wir nicht notieren, dafür den Waldkauz als unsere erste Art. Früh am nächsten Tag erfreute und ein singendes Rotkehlchen und kurz darauf konnten wir auch die Ringdrossel abhacken. Obwohl wir zu wenig hoch für einige Bergvogelarten waren und sich die Raritäten der Region nicht zeigten, konnten wir nach dem Rundgang durchs Hochmoor doch ganz zufrieden sein. Viele Bergvögel und fast alle Waldvogelarten, welche zu erwarten waren, brauchten uns fortan nicht mehr zu kümmern.
Anschliessend schwangen wir uns auf unsere Drahtesel und sausten den Berg hinunter. Dabei kamen wir an vielen Schwalben vorbei und auch ein Wespenbussard machte uns die Ehre. Auf dieser Etappe erfolgte auch unsere grösste Sensationsbeobachtung. Es flogen tatsächlich zwei Grünfinken rufend über unsere Köpfe hinweg! Seit 18 Jahren sind wir nun beim BirdRace dabei und wir konnten dabei den Grünfink erst zum zweiten Mal notieren. Dafür sollte uns dieses Mal der Feldspatz verborgen bleiben.
Im Tal angekommen, belohnte uns ein kleiner Schlenker zu ein Wassersammelbecken mit der dort erhofften Wasseramsel und weiter gings zum Werdenbergersee, wo wir zu Mittag assen und die ersten Wasservögel abhacken konnten. Dies war nicht weiter schwierig, denn dort haben diese jegliche Scheu vor den Menschen verloren und die Enten setzen sich einem schon fast auf den Schoss, um sich am Sandwich beteiligen zu können.
Mit genau 60 Arten im Gepäck, machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof Buchs und im Zug gings nach Rheineck. Auf der Fahrt verdunkelte sich zunehmend der Himmel, bis es Anfing so stark zu regnen, dass weitere Arten aus dem Zug heraus unmöglich wurden. Da es in Rheineck immer noch regnete, gönnten wir uns einen Kaffee und liessen uns dann doch noch ein Viertelstündchen verregnen. Belohnt dafür wurden wir unter anderem mit dem Eisvogel und Zwergtauchern. Schon bald aber wechselte das Wetter und die Sonne brannte immer stärker, sodass wir schnell wieder trocken waren.
Im Rheinspitzwald wurden wir dann von einer äusserst dubiosen, religiösen Gruppierung ein kleines Stück Querfeldein umgeleitet, da diese den ganzen Weg blockierten und in Erwartung der Erscheinung einer höheren Macht diesen nicht frei machen wollten. Vom Rheinspitz aus, folgten wir dann dem Polderdamm am Seeufer entlang bis ans äusserste Ende des Rheindammes im Rheindelta. Auf dieser Strecke begegneten uns sehr, sehr viele andere BirdRace Teams. So musste man beispielsweise beim Hide anstehen und sich mit mehreren anderen Gruppen gleichzeitig darauf drängen. Immerhin waren alle Arten vor Ort schon lokalisiert, sodass in einer Minute zehn Kreuzchen gemacht werden und man das Gedränge wieder verlassen konnte. Der Grossteil der Teams auf dem Weg war sehr freundlich und man konnte sich gut austauschen, so wie es sein sollte. Leider gab es auch wenige Teams, welche für eine potenziell zusätzliche Art so profane Dinge wie Wegrechte oder Privatgrundstücke ignorierten. Hilfreich war auch nicht, dass ein Gleitaar direkt auf Ornitho gemeldet wurde, denn dies hatte eine zusätzliche Flut von lokalen Ornithologen zur Folge.
Aber nicht nur auf den Wegen war viel los, sondern auch am und auf dem Wasser. Viele Limikolenarten begleiteten unseren Weg. Vor allem gegen Abend entlang dem Rheindamm. Waren wir zunächst noch enttäuscht, da irgendwelche Leute im renaturierten Rheinbecken mit Modelautos am rumdüsen waren und somit weit und breit kein Vogel in Sicht, sammelte sich scheinbar alles von der Lagune an Nordwärts. Zwei Raubseeschwalben, ein Purpurreiher und die Knäkente waren sehr erfreuliche Ergänzungen. Ebenso wie der Sanderling, welcher zusammen mit einem Flussuferläufer und Bachstelzen im Uferschlamm stocherte. Auf dem Rückweg waren dann am selben Ort zwei Temminckstrandläufer mit einem Zwergstrandläufer am aufpicken, was die anderen übersehen hatten.
Mit 104 zählbaren Arten und 4 Neozoen (Fasan, Rostgans, Trauerschwan, Streifengans) sind wir nur ganz knapp an unserem Teamrekord (105 Arten) vorbeigeschrammt. Wie jedes Jahr war es wieder ein spannendes, fast schon zu abenteuerliches, aber auf jeden Fall tolles BirdRace und wir freuen uns schon aufs nächste Jahr!