Bird Race 2023 - Bericht

Subigerbergpieper

Teammitglieder: Jonas von Burg, Lukas Arn, Nico Allemann, Altay Kahraman
Route: Gamsalp – Wildhaus – Naturschutzgebiet Wichenstein – Burgerriet - Rheindelta
Anzahl Arten: 118

Die saftigen Kopfgelder, welche auf die gefiederten Bösewichte wie Strix aluco oder Aquila chrysaetos ausgesetzt waren, bewegten auch die Subigerbergpieper dazu ihre Drahtesel zu satteln und loszuziehen. Nach eingehenden Recherchen entschieden sich die vier, ihr Glück im fernen Osten zu suchen. Nach dem die Zweiräder im Basislager Oberriet deponiert waren, gings ab in die Höhe auf die Gamsalp. Schon während der Fahrt mit dem Sessellift von Wildhaus auf die Gamsalp am frühen Freitagabend erspähten die Pieper mehrere Wespenbussarde und oben angekommen gaben vier Steinadler ein simultanes Stelldichein. Ein eigentlich wunderbarer Augenblick, welcher aber vom latenten Zweifel, ob die Adler sich morgen während des BirdRace auch noch zeigen werden, begleitet wurde. Das Znacht, Risotto mit Geschnetzeltem und gedämpten Gemüse wurden von weidenden Hirschen und einem sitzenden Steinadler begleitet, welche die wunderbare Abendstimmung hoch über dem Toggenburg ebenfalls zu schätzen wussten. Nach einem Glässchen Kräuterschnaps, der aus 42 Kräutern gebraut wird und den letzten Vorbereitungen machten wir uns auf in die Dunkelheit, um den aufgehenden Mond zu bewundern. Der Sternenhimmel in den Bergen ist einfach überwältigend, das stellten wir auch in dieser Nacht fest. Ebenso überwältigend, natürlich im olfaktorischen Sinne, waren die starken Windböen, welche in unregelmässigen Abständen aus unseren risottoverdauenden Darmtrakten entwichen. Nebst einem rufenden Waldkauz und den Musk’schen Starlink-Satelliten war es totenstill und so zogen wir unsere warmen Schlafsäcke der kalten Nacht vor. Nach einer kurzen, aber erholsamen Nachtruhe und einem stärkenden Zmorge gings los in die Höhe. Die Birkhühner warteten förmlich darauf, es auf unsere Liste zu schaffen. Auch weitere typische Bergarten wie Zitronenzeisig, Birkenzeisig, Fichtenkreuzschnabel, Kolkrabe und Steinschmätzer flogen uns zu. Ganz oben angekommen entdeckten wir noch die Alpendohle und einen ziehenden Baumfalken. Auch ein einsamer Mauersegler konnte unseren scharfen Augen nicht entgehen. Den Abstieg nach Wildhaus nahmen wir zu Fuss in Angriff und wurden laufend von kreisenden Wespenbussarden beäugt. Der tolle Bergwald hielt leider artenmässig nicht, was er optisch versprach doch plötzlich zerschnitt ein hoher Gesang die Stille! Tatsächlich, ein singendes Haselhuhn und kurz darauf auch noch ein zweites! Was für eine tolle Art! Den Boost dieser Entdeckung brauchten wir erstens für das Erreichen unseres Postautos in Wildhaus und zweitens für die immerwährende Suche nach dem ersehnten Steinadler. Kurz bevor wir den Bus bestiegen, konnte unser Seeländer doch tatsächlich den majestätischen Greifvogel erspähen. Ein herzlicher Dank an dieser Stelle an L.A. aus S., du hast uns vor schweisstreibenden Alpträumen von erfolglosem Adlersuchen bewahrt!

Subigerbergpieper

Aus dem fahrenden Bus heraus erfreuten wir uns an einer sitzenden Wasseramsel und an der Bushaltestelle in Sennwald flog uns eine Gruppe Dohlen um, respektive über die Ohren. Nachdem wir in Oberriet endlich wieder mit unseren heiss geliebten Velos vereint waren führten wir unsere Jagd im Rheintal fort. Das Ziel war das Rheindelta am südlichen Ende des Bodensees. Beim Pro Natura-Schutzgebiet Wichenstein erwünschten wir uns den Uhu, welcher jedoch wie vom Erdboden oder besser gesagt von der Felswand verschluckt blieb, uhuuuuuuu. Trotzdem bescherten uns Arten wie Eisvogel, beide Baumläufer oder erste Wasservögel wie Stockente und Teichhuhn einen Zuwachs der Kreuzchen auf unserer Liste. Nach einer flotten Fahrt, wie üblich mit saumässigem Gegenwind, erreichten wir das Burgerriet, besser gesagt den Fusse des dortigen Beobachtungsturms. Nach einem schweisstreibenden Aufstieg liessen wir unsere Blicke über das Riet streifen und wurden reich belohnt. Balsam für unsere geschundenen Birderseelen waren eine Dorngrasmücke beim Zmittag, ein Schwarzkehlchen beim Warten auf sein Zmittag und ein Sperber beim Jagen seines Zmittags, welches jedoch in Form eines jungen Pirols glücklicherweise entkommen konnte. Mit mehreren Neuntötern und vier durchfliegenden Hohltauben beendeten wir unseren Zwischensprint und schwangen uns wieder in die Velosättel.

Subigerbergpieper

Die Fortsetzung unserer Kopfgeldjagd war jedoch wieder überwiegend von knüppelharter, ehrlicher Büez in Form vom Kampf gegen konstante Gegenwind und mühsam erduldeten Arten geprägt. Stieglitz, Türkentaube, die ersten Stare und zahlreiche Weissstörche hatten wir bereits im Vorfeld budgetiert und waren deshalb erleichtert, diese auf sicher zu haben. In St. Margrethen angekommen füllten wir unsere Energietanks mit einem vielfältigen Potpourri an Produkten, welche wir im Spar ergattern konnten. Nach dieser kurzen, aber umso wichtigeren Rast waren wir gerüstet für den Abschluss im Rheindelta. Alpenstrandläufer, Flussuferläufer und ein Flussregenpfeifer drängten sich förmlich auf unsere Artenliste, welche wir mit Sanderling, Raubseeschwalbe und Regenbrachvogel zusätzlich aufpolierten. Der genaue Blick ins Schilf wurde von einem fast handzahmen Blaukehlchen und einem Schilfrohrsänger honoriert und von einigen Bartmeisen frenetisch bejubelt. Dass unser Stadtsolothurner, normalerweise für seine emotionalen Ausbrüche bekannt, einen Sahnetag einzog, bewies er mit der Entdeckung eines fliegenden Purpurreihers auf geschätzte zwei Kilometer Entfernung eindrücklich. Chapeau! Auf dieses Husarenstück folgte ein Husarenritt an das Ende des Dammes in der Hoffnung auf diverse Taucher und Enten. Leider blieb es beim Wunschgedanken und so gings flott wieder zurück an die Lagune, wo sich inzwischen einige Teams, vorwiegend aus der Ostschweiz, zum gemeinsamen Endspurt eingefunden hatten. Dank den wertvollen Tipps der Lokalhelden wussten wir nun, wo sich die Enten versteckten und hofften, so die Kohlen aus dem Feuer oder eben die letzten Vögel aus der nun langsam einsetzenden Dämmerung zu holen. Im von den heftigen Regenfällen während der letzten Woche überschwemmten Rheinvorland, einem Entwässerungsgraben rechts und links vom eigentlichen Kanal, tummelten sich Krick-, Löffel und eine Moorente… Besser als nichts, bilanzierten wir Zweckoptimisten und klaubten zwischen den Enten noch einen Bruchwasserläufer, einen grossen Brachvogel, ein Rudel Grünschenkel und als krönenden Abschluss einen Temminckstrandläufer hervor. Nach einem ersten verdienten Feierabendbier, einem späten Znacht und einem Scharmützel mit dem Zugbegleiter, gefolgt von einem 20minütigen Unterbruch im Bahnhof St. Gallen, wegen nicht korrekt parkierten Fahrrädern im Zug, zogen wir gespannt Bilanz und waren ob der erreichten 118 Arten ein wenig überrascht. Die SBP bedanken sich bei all ihren treuen Unterstützenden und werden im nächsten Jahr nach langem Hin und her mit neuem Namen und natürlich einer neuen Route antreten! See you soon!