Ein Biodiversitätsjahr mit einigen Versprechen

Das Jahr 2011 brachte der Biodiversität noch immer keine Verbesserung, aber immerhin einige Versprechen für die Zukunft. Allen voran die Strategie Biodiversität Schweiz, welche der Bundesrat mit fünfzehnjähriger Verspätung im Herbst im Entwurf vorlegte. Er gibt damit das Versprechen ab, endlich mehr gegen den nicht enden wollenden Biodiversitätsvelust zu tun. Der trockene und warme Frühling begünstigte das Brutgeschäft einiger Vogelarten wie den Wiedehopf; ob das einmalig bleibt oder das Versprechen für eine Bestandserholung ist, muss sich in den nächsten Jahren erst weisen. Gesamthaft ist die Bilanz des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz zum Biodiversitätsjahr 2011 verhalten positiv.

Auch 2011 musste das Forum Biodiversität Schweiz zum Zustand der biologischen Vielfalt in der Schweiz feststellen, dass noch nicht einmal die Talsohle erreicht ist: „Bereits die Stabilisierung des heutigen Zustands benötigt ein deutlich verstärktes Engagement für die Erhaltung der Biodiversität und ihre nachhaltige Nutzung.“

Während das trockene und warme Wetter im Frühling einige Vogelarten im Brutgeschäft begünstigte, litten genau unter diesem Wetter die Amphibien. Der wärmeliebende Wiedehopf zum Beispiel brütete zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder im Kanton Schaffhausen. Im Kanton Neuenburg breitete er sich aus. Hingegen war der Bestand des Laubfroschs in vielen Gegenden auf einem Tiefpunkt. Seine Laichgewässer – seichte, meist kleine Tümpel – waren zum grössten Teil ausgetrocknet.

Biodiversitätsstrategie kommt

Auf dem politischen Parkett kam für die biologische Vielfalt einiges in Bewegung, nachdem die Biodiversitätspolitik seit Jahren weitgehend blockiert gewesen war. Nach der Übernahme des UVEK durch Bundesrätin Doris Leuthard gelang es dem Bundesrat 2011, innert 9 Monaten den überfälligen Entwurf der Strategie Biodiversität Schweiz in die Vernehmlassung zu schicken. Auch das neue Parlament scheint deutlich sensibler zu sein bezüglich Biodiversität als das frühere.

Neue Gefahren im Wald

Im Wald droht eine neue Gefahr für die Biodiversität: Vielerorts ist die Eschenwelke, eine durch einen Pilz verursachte Krankheit, so weit fortgeschritten, das bis zu Dreiviertel aller Eschen absterben.

In der Waldpolitik sind der Erhalt und die Verbesserung der Biodiversität in der vom Bundesrat im Sommer beschlossenen Waldpolitik 2020 festgehalten. Der Druck von Promotoren von Siedlungen in den geschützten Waldflächen nahm 2011 jedoch stark zu. Die Waldflächenpolitik wird eine der grossen Herausforderungen für das kommende Jahr sein.

Die andere grosse Herausforderung für die Biodiversität ist die Agrarpolitik 2014-2017. Noch zu Jahresbeginn hatte der Bauernverband mit der Frage, ob „wir die Wildblumen aus unseren Buntbrachen essen wollen“ einen Gegensatz zwischen Nahrungsmittelproduktion und Biodiversität zu schaffen versucht. Eine zukunftsträchtige Schweizer Agrarpolitik muss aber unter dem Leitsatz stehen "Brot und Blumen". Denn die Sicherung der Biodiversität ist gerade für die Landwirtschaft von besonderer Bedeutung.

  

Der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz setzt sich seit Jahren dafür ein, dass sich die Schweiz endlich eine griffige Biodiversitätsstrategie gibt, welche den Schutz und die Förderung der biologischen Vielfalt unseres Landes garantiert. Der Dachverband vereint über 61‘000 Mitglieder aus allen Kantonen und 450 lokalen Sektionen. Der SVS/BirdLife Schweiz betreibt die beiden Naturschutzzentren La Sauge beim Schutzgebiet Fanel am Neuenburgersee (VD) und im Neeracherried im Kanton Zürich.

  


Weitere Informationen

Weitere Auskünfte erteilt Ihnen gerne Werner Müller, Biodiversitätsexperte, beim SVS/BirdLife Schweiz, 079 448 80 36