Mehr als 7000 Hochstamm-Obstbäume am Farnsberg BL

Medienmitteilung von BirdLife Schweiz vom 24.6.2015

BirdLife Schweiz, die lokalen Natur- und Vogelschutzvereine und 24 Landwirte werten in enger Zusammenarbeit die Landschaft am Farnsberg BL auf

Erstmals seit mehreren Jahrzehnten stehen am Farnsberg im Baselbiet zwischen Gelterkinden und Buus wieder über 7000 Hochstamm-Obstbäume. Dies ist der Erfolg einer aussergewöhnlich engen Zusammenarbeit zwischen 24 Landwirten, dem Naturschutzverband BirdLife Schweiz und seinen lokalen Sektionen. Zur Blütezeit bieten die Obstbäume ein grossartiges Spektakel – und aktuell erfreuen die Kirschen den Gaumen. Das Projekt zeigt: Ökonomie und Ökologie müssen in der Landwirtschaft kein Widerspruch sein.

Hochstamm-Obstgärten bereichern das Landschaftsbild, sind ein wertvoller Lebensraum für die Natur und laden zur Erholung ein. Rund 40 Brutvogelarten und viele weitere Tier- und Pflanzenarten leben in naturnahen Hochstamm-Obstgärten. Die Zahl der Hochstamm-Obstbäume hatte in der Schweiz seit den 1950er-Jahren dramatisch abgenommen: von 14,1 Millionen 1960 auf nur noch etwa 2,4 Millionen 2004. Zahlreiche Vogelarten der Obstgärten stehen aufgrund des Verschwindens der Hochstammobstbäume und der Intensivierung des Grünlands auf der Roten Liste.

Einmalige Zusammenarbeit

Doch 10 Jahre später ist der Trend am Farnsberg dank einem langfristigen Programm von BirdLife Schweiz, der Natur- und Vogelschutzvereine von Buus, Gelterkinden, Hemmiken, Ormalingen und Rothenfluh-Anwil, des Landwirtschaftlichen Zentrums Ebenrain sowie 24 Landwirten umgekehrt: zum ersten Mal seit vielen Jahren stehen wieder mehr als 7000 Hochstammbäume auf den 24 Betrieben. Über 1400 Bäume wurden im Rahmen des Programms Obstgarten Farnsberg gesetzt, ebenso 3500 einheimische Büsche. Zusätzlich wurden über 17 Hektaren wertvolle Biodiversitätsförderflächen angesät, insbesondere Blumenwiesen, artenreiche Weiden und in geringerem Umfang wertvolle Buntbrachen.

Diese Aufwertungen haben dazu beigetragen, dass der Wendehals und der Gartenrotschwanz weiterhin im Gebiet brüten – wenn auch in geringer Anzahl. Der Neuntöter hat am Farnsberg zugenommen und brütet jährlich in 10-15 Paaren. Zudem werden wieder mehr Feldhasen, Wiesel und Zauneidechsen beobachtet.

Ökonomie und Ökologie ergänzen sich

Das Projekt zeigt: Ökonomie und Ökologie müssten in der Landwirtschaft auch andernorts kein Widerspruch sein. Alle beteiligten 24 Landwirtschaftsbetriebe machen freiwillig beim Projekt mit und müssen weiterhin wirtschaftlich unabhängig funktionieren. Die Früchte aus dem Farnsberg werden u. a. auch in Produkten eines Grossverteilers verwertet.

Allerdings sind die Schweizer Landwirtschaftspolitik und die Direktzahlungen noch viel zu wenig darauf ausgerichtet, dieses Miteinander zu fördern. Aktuell sind noch grosse Investitionen aus Beiträgen von Stiftungen, von Einrichtungen wie dem Fonds Landschaft Schweiz und dem Swisslos-Fonds sowie aus Eigenmitteln des Naturschutzes notwendig, um die Synergien zu nutzen.

Wie geht es im Obstgarten Farnsberg weiter?

BirdLife Schweiz und seine Partner möchten das Programm Obstgarten Farnsberg auch in Zukunft weiterführen, denn es fehlt weiterhin an Lebensraum für seltene Arten der Roten Liste. In den nächsten Jahren werden Naturoasen mit sehr hoher Lebensraumqualität geschaffen, die gleichzeitig auch zu Naturbeobachtungen einladen. Davon werden der Gartenrotschwanz, die Zauneidechse und die Bevölkerung gleichermassen profitieren.
 Der Schwerpunkt wird auf kleinflächigen Massnahmen, insbesondere Strukturen wie Ast- und Steinhaufen sowie Buschgruppen gelegt.
 

Wichtige Unterstützung für das Programm Obstgarten Farnsberg

Das Projekt wird von 24 Farnsberger Landwirten mit ihren Familien, von BirdLife Schweiz, den Firmen Projekte Ökologie Landwirtschaft und Agrofutura sowie den Natur- und Vogelschutzvereinen von Buus, Gelterkinden, Hemmiken, Ormalingen und Rothenfluh-Anwil durchgeführt. Das Landwirtschaftliche Zentrum Ebenrain schliesst mit den Landwirten Verträge für die Biodiversitätsförderflächen ab und unterstützt die Pflege der Obstbäume.

Ein ganz herzlicher Dank geht an alle Sponsoren des Projekts, die das Projekt z. T. schon seit 2005 unterstützen. Dies sind der Fonds Landschaft Schweiz FLS, die Hermann und Elisabeth Walder-Bachmann Stiftung, der Swisslos-Fonds Basel-Landschaft, die Sophie und Karl Binding Stiftung, die Fondation Sur-la-Croix, die Dr. Bertold Suhner-Stiftung, die Zigerli-Hegi-Stiftung und das Bundesamt für Umwelt BAFU im Rahmen des Programms „Artenförderung Vögel Schweiz“ der Schweizerischen Vogelwarte und von BirdLife Schweiz.

Der Basellandschaftliche Natur- und Vogelschutzverband BNV, Hochstamm Suisse, der Erlebnisraum Tafeljura, die Schweizerische Vogelwarte Sempach, das trinationale Steinkauzprogramm dvon BirdLife Schweiz und lokale Natur- und Vogelschutzvereine sind wichtige Partner für den fachlichen Austausch und die Zusammenarbeit.

Aktuell läuft die Finanzsuche für ein neues Projekt. Für die geplanten Massnahmen werden Fr. 30'000.- benötigt, um das Projekt 2015-2018 durchführen zu können. Insbesondere werden Firmen gesucht, die einen Beitrag bezahlen oder gewisse Maschinenarbeiten übernehmen könnten.

 

BirdLife Schweiz in Kürze

BirdLife Schweiz hat 65'000 Mitglieder und ist der Dachverband von 18 Kantonalverbänden und 450 lokalen Natur- und Vogelschutzvereinen. Er setzt sich als vielseitiger Naturschutzverband für die Erhaltung und Förderung der Natur im Wald, Kulturland und Siedlungsraum ein, insbesondere auch für die Vögel und ihre Lebensräume. Er führt Projekte zum Schutz gefährdeter Arten und Lebensräume in der Schweiz und weltweit durch. Ebenso engagiert er sich in der Ausbildung und mit seiner Zeitschrift Ornis und den beiden Naturschutzzentren in La Sauge am Neuenburgersee und im Neeracherried im Kanton Zürich in der Motivation einer breiten Bevölkerung für den Naturschutz. Mehr erfahren Sie unter www.birdlife.ch

 


Bilder

Kleinflächig unterschiedliche Bodennutzung mit zahlreichen verschiedenen Blütenpflanzen ist für die Obstgartenvögel besonders wertvoll.

© BirdLife Schweiz

Das Bild darf nur in Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden!


Einige der 7000 Hochstamm-Obstbäume sind alt und knorrig – für die Landwirtschaft sind sie nicht mehr wertvoll, für die Natur schon.

© BirdLife Schweiz

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Der sehr seltene Wendehals zeigte sich in den letzten Jahren regelmässig am Farnsberg.

© BirdLife Schweiz

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Damit der Gartenrotschwanz am Farnsberg nicht ausstirbt, sind weitere ökologische Aufwertungen nötig.

© BirdLife Schweiz

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Weitere Auskünfte

Dr. Raffael Ayé, Programmleiter Artenförderung, BirdLife Schweiz, 044 457 70 28