Tops und Flops im Biodiversitätsjahr 2013

Zürich, 29. Dezember 2013

Was hat sich im Jahr 2013 in Sachen Biodiversität getan – und was nicht? Der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz zieht Bilanz.

Top: der Aktionsplan Biodiversität Schweiz kommt

Endlich ist es soweit: Der Entwurf eines griffigen nationalen „Aktionsplans Strategie Biodiversität Schweiz“ liegt vor. Der Aktionsplan wird vorgeben, wie die biologische Vielfalt unseres Landes geschützt und gefördert werden soll. Es ist geplant, dass ihn der Bundesrat bis spätestens in einem Jahr verabschiedet. 2013 haben 600 Vertreterinnen und Vertreter von Ämtern, Städten, Gemeinden, Kantonen, Wirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Bildung, Forschung und Organisationen in unzähligen Workshops am Aktionsplan gearbeitet. Über 500 Massnahmenvorschläge haben sie eingegeben, diskutiert und weiterentwickelt. Der Bund hat sie priorisiert und Ende Jahr die gut 100 vorrangigen, dringenden Massnahmen vorgestellt.

Nach dem Bundesratsbeschluss kann dann ab 2015 mit der Umsetzung der dringend nötigen zusätzlichen Massnahmen für die biologische Vielfalt begonnen werden. Endlich, denn es wird dann genau 20 Jahre her sein, dass die weltweite Biodiversitäts-Konvention für unser Land in Kraft getreten ist, mit der Verpflichtung, eine Strategie und einen Aktionsplan für die Biodiversität der Schweiz zu erlassen und umzusetzen.

Wie dringend diese zusätzlichen Massnahmen sind, machen bis vor kurzem häufige Tierarten wie die Feldlerche, Mehlschwalbe oder die Gartengrasmücke deutlich, die in den letzten Jahren in ihrem Bestand stark zurückgegangen sind. Gleichzeitig zeigt die Schweizer Bevölkerung gemäss der neusten Umfrage des Forschungsinstituts gfs.bern grosse Handlungsbereitschaft für die Biodiversität und eine breite Zustimmung zu den verstärkten Massnahmen für den Erhalt der biologischen Vielfalt (siehe SVS-Medienmitteilung vom 2. Dezember).

Flop: Naturjuwelen der Schweiz durch Energieprojekte bedroht

Die Schweiz verfügt nur über einen geringen Flächenanteil an Schutzgebieten, in denen die Biodiversität wirklich gut geschützt ist. Nun sollen die letzten Naturjuwelen geopfert werden: Auch kleinste Kraftwerksvorhaben in Schutzgebieten sollen künftig eine nationale Bedeutung erhalten und damit möglich werden. Dieser Raubbau an der Natur ist Teil der Revision des Energiegesetzes, die im Herbst veröffentlicht wurde. Es geht dabei ausdrücklich auch um die letzten natürlichen Auengebiete, die erst kürzlich geschützten einmaligen Trockenwiesen und die nur gerade ein halbes Prozent der Landesfläche ausmachenden Wasservogelreservate, die einer halben Millionen Wasservögel aus weiten Gebieten Europas als Winterquartier dienen.

Die Energiewende hängt nicht davon ab, ob auch noch in den letzten Naturgebieten Bauten und Anlagen errichtet werden. Vielmehr muss die Schweiz diesen Naturjuwelen, die gesamthaft nicht einmal 2 Prozent der Landesfläche ausmachen, Sorge tragen. Ein Dammbruch muss verhindert werden. Es ist wichtig, dass das Parlament hier noch rechtzeitig das Steuer herumwirft.

Weitere Tops:

– Das Ja des Schweizer Volks zur Revision des Raumplanungsgesetzes soll endlich die Zersiedlung unseres Landes stoppen.

– Der Wachtelkönig, der als bedrohter Wiesenvogel während zwei Jahrzehnten in der Schweiz ausgestorben war, brütet dank Massnahmen der Artenförderung wieder regelmässig bei uns, wenn auch in einem noch sehr kleinen Bestand. (Details siehe unter http://www.birdlife.ch/wachtelkoenig)

Weitere Flops:

– Gemäss der 2013 veröffentlichten eidgenössischen Jagdstatistik wurden im Vorjahr 28 Greifvögel getötet, obwohl diese seit Jahrzehnten in der Schweiz geschützt sind.

– Das international bedeutende Naturschutzgebiet Bolle di Magadino an der Mündung des Ticino-Flusses in den Lago Maggiore ist durch den geplanten Ausbau des Flugfeldes Locarno-Magadino massiv bedroht.
  

BirdLife Schweiz

BirdLife Schweiz hat 65'000 Mitglieder und ist der Dachverband von 18 Kantonalverbänden und 450 lokalen Natur- und Vogelschutzvereinen. Er setzt sich als vielseitiger Naturschutzverband für die Erhaltung und Förderung der Natur ein, insbesondere auch für die Vögel und ihre Lebensräume. Er führt Projekte zum Schutz gefährdeter Arten und Lebensräume in der Schweiz und weltweit durch. Ebenso engagiert er sich in der Ausbildung und mit seiner Zeitschrift Ornis und den beiden Naturschutzzentren in La Sauge am Neuenburgersee und im Neeracherried im Kanton Zürich in der Motivation einer breiten Bevölkerung für den Naturschutz. Website: www.birdlife.ch

 


Weitere Auskünfte

Werner Müller, Geschäftsführer, Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Natel 079 448 80 36