Wasser im Siedlungsraum

Wasser im Siedlungsraum

Viele Gewässer wurden im Siedlungsraum in den Untergrund verbannt. Dabei wären Sie nicht nur ein Lebensraum für Pflanzen und Tiere sondern auch eine Bereicherung für uns Menschen.

Schweizweit wurden in den letzten zwei Jahrhunderten Flüsse zwischen Betonmauern eingezwängt und von der Umgebung abgeschnitten, 4000 Kilometer Fliessgewässer verschwanden in unterirdischen Rohren. Das Wasser wurde möglichst schnell weggeleitet; so liess sich die Überflutung von Dörfern und Städten weitgehend unterbinden. Gleichzeitig mussten Feuchtwiesen und Weiher den Häusern weichen.

Dabei haben naturnah gestaltete Gewässer ein grosses Potenzial zur Erhöhung der Lebensqualität für uns Menschen im Siedlungsraum. Sie bieten auch vielen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum, wenn den Gewässern ausreichend Raum gegeben wird und die Qualität stimmt. Zum Glück fand in den letzten Jahrzehnten ein Umdenken statt. Man hat erkannt, dass naturnahe Gewässer ihre vielen ökologischen Funktionen, wie zum Beispiel das Bereitstellen von Trinkwasser oder den Schutz vor Hochwasser, besser wahrnehmen können als stark beeinträchtigte Gewässer.

 

  


Gewässertypen im Siedlungsraum

Wasser ist in den Dörfern und Städten in unterschiedlichen Formen zu finden. Bäche und Flüsse schlängeln sich zwischen den Häusern durch, viele Siedlungen liegen an Seen. Vogeltränken, Brunnen und Teiche zieren Parkanlagen und Privatgärten. Zudem wird Regenwasser zunehmend präsenter im Siedlungsraum: Bei Neubauten muss wenn immer möglich eine Versickerung vor Ort eingeplant werden, das Regenwasser darf nur in Ausnahmefällen in die Kanalisation geleitet werden. Die Versickerung kann flächig zum Beispiel auf einer Wiese mit durchlässigem Boden, in einem Graben oder einer Mulde geschehen. 
  


Unterschiedliche Ansprüche

Rund die Hälfte der einheimischen Tier- und Pflanzenarten der Schweiz ist auf naturnahe Gewässer angewiesen. Aber auch Arten, die nicht direkt ans Wasser gebunden sind, brauchen Wasser zum Leben. Ihre Ansprüche sind sehr unterschiedlich. Grundsätzlich gilt: Je natürlicher die Kreisläufe im Gewässer und je mehr Austauschmöglichkeiten mit natürlichen Lebensräumen ausserhalb der Gewässer bestehen, desto mehr Arten können ein Siedlungsgewässer nutzen. Während es in einem Bach mit Betonkorsett keine Verstecke hinter Steinen, kann ein Bach mit ausreichend Platz mäandrieren, schnell und langsam fliessende Abschnitte, Flach- und Steilufer ausbilden. Er gestaltet eine Vielfalt an Strukturen in der Sohle und am Ufer. Es entstehen Verstecke und Bereiche mit ganz unterschiedlicher Vegetation, wo sich vielfältiges Leben entwickeln kann.

Bei Teichen muss nicht nur das Gewässer selber naturnah sein, sondern auch die Umgebung. Denn viele Tiere halten sich nur während bestimmter Stadien ihrer Entwicklung im Wasser auf; den Rest der Zeit verbringen sie an Land. Der Gestaltung des Landlebensraums in der Umgebung der Teiche ist also ebenfalls Beachtung zu schenken. Insbesondere ist sicherzustellen, dass die Gebäudeumgebung selbst ebenfalls kleintiertauglich ist, dass also keine gefährlichen Kellerabgänge und Lichtschächte vorhanden sind.

 

  


Naturnahe Gewässer im Siedlungsraum fördern

  • Teich anlegen
  • In der Gemeinde anregen, dass eingedolter Bach wieder freigelegt wird
  • Exkursion zum Thema: Unterschied aufzeigen zwischen naturnahem Bach/Teich und naturfremdem Gewässer
  • Mit Schulklasse/Jugendgruppe: Geschichte des Baches auf seinem Lauf (naturnah/naturfremd) erzählen lassen
  • Revitalisierung eines begradigten Bachs anstossen 
  • Regenwasser in naturnah gestaltetem Graben versickern lassen (statt Kanalisation)
  • Brunnenwasser über naturnahen Spielplatz leiten und in Feuchtwiese versickern lassen