Studie zu den Biotopen von nationaler Bedeutung: Dieser Alarm darf nicht ungehört bleiben!

Die Biotope von nationaler Bedeutung, darunter Auen, Moore oder Trockenwiesen, sind die Kronjuwelen der Schweizer Natur. Sie machen nur 2,2 % der Fläche unseres Landes aus, beherbergen aber zahlreiche gefährdete Arten. Das Schweizer Volk hat in Verfassung und Gesetz festgelegt, dass die Biodiversität auf dieser geringen Fläche umfassend geschützt werden muss. In der Praxis ist jedoch 37 Jahre nach Verabschiedung des entsprechenden Gesetzes der Schutz von drei Vierteln der Biotope von nationaler Bedeutung noch nicht gesetzeskonform umgesetzt.

 

«Zukünftigen Generationen werden hohe Kosten aufgebürdet.»

Raffael Ayé, Geschäftsführer BirdLife Schweiz


Die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL veröffentlichte nun am 1. Juli den Bericht «Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz». Der Fachbericht zeigt eine überwiegend negative Entwicklung bei Auen, Flach- und Hochmooren: Obwohl es auch verschiedene positive Entwicklungen gibt, überwiegen die negativen Entwicklungen und Aspekte in diesen Lebensräumen. Bei den Amphibienlaichgebieten sind nach jahrzehntelangen Verlusten nun endlich positive Entwicklungen zu beobachten – diese sind aber noch meilenweit davon entfernt, die früheren Verluste auszugleichen. Auch bei den Trockenwiesen und -weiden (TWW) stellen die Forschenden mehr positive als negative Entwicklungen fest. Dies bedeutet aber keine Entwarnung, denn die Wissenschafterinnen und Wissenschafter betonen, dass «andererseits das Umsetzungsdefizit der nationalen Inventare bei den TWW am grössten ist. Und noch immer wird die Umsetzung von 82 % der Objekte als ungenügend beurteilt». Noch immer überschreiten die atmosphärischen Stickstoffeinträge die kritischen Schwellenwerte auf 42 % der TWW-Fläche. Die positiven Entwicklungen sind also überfällig!

Die WSL zeigt in ihrem Bericht weiter, dass Massnahmen wirken. Wir sind dem Biodiversitätsverlust also nicht ausgeliefert. Er hängt von den politischen Entscheidungen ab. Im Finanzplan 2026-2028 hatte das Parlament noch 43 Millionen Franken mehr pro Jahr für die Sicherung der Biotope von nationaler Bedeutung vorgesehen. Damit hätte der grosse Rückstand bei der Sicherung dieser einmaligen Lebensräume von Mooren, Auen und Trockenwiesen nach und nach korrigiert werden können. Doch die Mehrheit von Bundesrat und Parlament strichen den Betrag. Und mit dem aktuellen Kürzungsprogramm will der Bundesrat den Unterhalt der Naturperlen nochmals um gegen 10 Millionen Franken zusammenstreichen. Damit werden zukünftigen Generationen hohe Kosten aufgebürdet. Kosten, die in einer Schuldenbremse nach Milchbüchlein nicht auftauchen. Hier muss das Parlament völlig unabhängig von Parteizugehörigkeit korrigieren!

Der Geschäftsführer Dr. Raffael Ayé fasst hier die Haltung von BirdLife Schweiz zu politischen Fragen zusammen.