Internationale Biodiversitätsziele: 
15 Jahre Stillstand in der Schweiz

Medienmitteilung von BirdLife Schweiz vom 28. Oktober 2025

Vor genau 15 Jahren wurden in Aichi die Ziele 2020 der internationalen Biodiversitätskonvention vereinbart. Der Bundesrat verabschiedete 2012 die Strategie Biodiversität Schweiz SBS, um die Biodiversität der Schweiz als unsere Lebensgrundlage zu erhalten und gleichzeitig die Aichi-Ziele zu erfüllen. Eine aktuelle Analyse von BirdLife Schweiz zeigt: Mit einer einzigen Ausnahme hat die Schweiz alle Ziele der SBS verfehlt.

Am 29. Oktober 2010, wurden in der japanischen Stadt Aichi die Ziele 2020 der internationalen Biodiversitätskonvention vereinbart. Anderthalb Jahre später, im April 2012, verabschiedete der Schweizer Bundesrat die Strategie Biodiversität Schweiz, um die Biodiversität der Schweiz als unsere Lebensgrundlage zu erhalten und gleichzeitig die Aichi-Ziele zu erfüllen. Eine aktuelle Analyse von BirdLife Schweiz zeigt: die 18 Ziele der Strategie Biodiversität Schweiz werden mit einer Ausnahme alle deutlich verfehlt.

In Bezug auf zwei Drittel der Ziele der SBS gab es keinerlei Fortschritte oder sogar Rückschritte seit 2012.

Zu diesen Zielen gehören die Raumplanung, die Landwirtschaft sowie auch das fachlich besonders wichtige Schutzgebietsziel.

Bei den Schutzgebieten hätte bis Ende 2020 ein Anteil von 17 Prozent an der Landesfläche erreicht werden müssen. Doch auch fast fünf Jahre danach verfehlt die Schweiz das Ziel bei weitem: Der heutige Schutzgebietsanteil beträgt rund 10 Prozent – weit entfernt vom Zielwert von 17 Prozent. Und sogar diese rund 10 Prozent sind nur ungenügend umgesetzt und unterhalten: Eine Studie der WSL von diesem Jahr zeigt, dass der Zustand der Biotope von nationaler Bedeutung – den wichtigsten Schutzgebieten – ungenügend ist und sich in vielerlei Hinsicht weiter verschlechtert. Bei anderen Schutzgebietskategorien hatte der Bundesrat selbst festgestellt, dass die Schutzbestimmungen "eher schwach" sind. Für die Ökologische Infrastruktur laufen immerhin Vorarbeiten der Kantone.

Bei knapp einem Drittel der Ziele gibt es wenigstens erste Ansätze für Fortschritte.

Hierzu gehören das Biodiversitäts-Monitoring sowie die Biodiversität im Siedlungsraum. Weitgehend erreicht ist das Ziel zur Waldwirtschaft.

Betreffend biodiversitätsschädigende Subventionen hat der Bund lange wenig oder nichts getan. Erst als die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und die Akademie der Naturwissenschaften SCNAT 2020 eine wissenschaftliche Studie zum Thema veröffentlichten, gab es etwas Bewegung. Inzwischen hat der Bundesrat einige wenige Subventionen genauer untersuchen lassen und entsprechende Berichte der Verwaltung genehmigt; diese schienen allerdings in erster Linie Gründe dafür zu suchen, die schädliche Wirkung von Anreizen und Subventionen nicht korrigieren zu müssen, sondern im business as usual zu verharren.

Die schlechte Bilanz in Bezug auf die Umsetzung der SBS schlägt sich in den Roten Listen nieder.

Der Anteil von allen Arten, der auf der Roten Liste steht, ist in der Schweiz deutlich höher als in unseren Nachbarländern. So sind in der Schweiz ein Drittel der Arten und die Hälfte der Lebensräume bedroht – das ist sehr viel.

"Es ist beängstigend, wie wenig lösungsorientiert die Mehrheit der Politik das Thema Biodiversität bearbeitet. Es ist unverständlich, dass gerade jetzt Mittel für die Biodiversität gestrichen werden sollen. Damit werden unsere Lebensgrundlagen und diejenigen künftiger Generationen gefährdet", sagt Raffael Ayé, Geschäftsführer von BirdLife Schweiz. "Ein Hoffnungsschimmer ist das vielerorts steigende Bewusstsein. So erachteten in der ValPar-Studie dieses Jahr fast 3/4 der Bevölkerung einen guten Zustand der Biodiversität als sehr wichtig. Und im Global Risks Report des WEF figuriert der Biodiversitätsverlust als zweitgrösstes Risiko für die Wirtschaft im 10-Jahres-Horizont. Die Politik wird sich früher oder später diesem steigenden Bewusstsein anpassen müssen."

Analyse von BirdLife Schweiz: 


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Bilder

Der Verlust wertvoller Lebensräume und das ungenügende Engagement des Bundes zugunsten der Biodiversität gefährdet Bestäubung und andere Leistungen der Natur.

Foto: pixabay

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Ausgeräumt und verbaut: Für die Natur bleibt in der Schweiz nur noch wenig Platz, und die Roten Listen werden immer länger. Trotzdem will der Bund die Mittel für die Biodiversität gar noch kürzen.

Foto: Donald Kaden/flickr

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Auskünfte

Raffael Ayé, Geschäftsführer, raffael.aye@birdlife.ch, Tel. 076 308 66 84