Mit den Mooren verlieren wir die natürlichen Partner im Kampf gegen den Klimawandel

Medienmitteilung vom 31.5.2025 zum internationalen Tag der Moore am 2. Juni

Der Internationale Tag der Moore ruft jeweils am 2. Juni die Wichtigkeit der Moore in Erinnerung. Tatsächlich stehen diese wichtigen Ökosysteme im Kampf gegen den Klimawandel und die Biodiversitätskrise ganz besonders unter Druck. Umso unverständlicher ist es, dass der Bundesrat mit dem angekündigten Kürzungspaket auch den dringend nötigen verbesserten Schutz und die Wiederherstellung der Moore beschneiden will.

Moore sind die weltweit grössten natürlichen Kohlenstoffspeicher an Land. In einer Hektare Moor mit einer 15 Zentimeter dicken Torfschicht findet sich in etwa so viel Kohlenstoff wie in einem hundertjährigen Wald auf gleicher Fläche. Vielerorts sind Torfschichten jedoch nicht nur 15 Zentimeter, sondern bis zu mehrere Meter dick. Moore sind deshalb existenziell wichtige Partner im Kampf gegen den Klimawandel. Gleichzeitig unterstützen sie die Anpassung an den Klimawandel, indem sie bei Starkniederschlägen grosse Mengen an Wasser aufnehmen und speichern können. Dies führt zu einem Ausgleich zwischen Perioden mit sehr viel und sehr wenig Niederschlägen – ein grosser Vorteil im Hinblick auf die Auswirkungen des Klimawandels. Und schliesslich sind Moore auch Lebensraum von unzähligen oft spezialisierten Arten und damit Hotspots der Biodiversität. Werden Moore zerstört, kommt der über Jahrtausende im Torf gebundene Kohlenstoff mit Sauerstoff in Berührung und oxidiert. Damit gelangen riesige Mengen CO2 in die Atmosphäre – und die Funktion als Wasserspeicher geht verloren.

90 % der Schweizer Moore sind zerstört
Um Moore und organische Böden zu erhalten, lancierten führende Fachleute und Institutionen 2016 die «Global Peatlands Initiative». Doch von ihren Zielen sind wir weit entfernt – auch in der Schweiz. Hierzulande sind laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) nur noch gut 10 % der ursprünglichen Flach- und Hochmoore vorhanden. Alle anderen wurden in den letzten 200 Jahren trockengelegt, um die Flächen forst- oder landwirtschaftlich nutzen oder überbauen zu können. Die verbliebenen Moorflächen sind zwar geschützt. Trotzdem verschlechtert sich ihre Qualität, weil ein Grossteil noch immer nicht über die gesetzlich vorgeschriebenen ökologisch ausreichenden Pufferzonen verfügt, die vor Nährstoffeinträgen, Eingriffen in den Wasserhaushalt und Störungen schützen würden. Deshalb verlieren Moore über bestehende Drainagen und erneuerte Gräben weiterhin Wasser. Über die Luft und aus angrenzenden intensiv genutzte Kulturlandflächen werden Nährstoffe eingetragen. Viele der verbliebenen Moore trocknen deshalb aus, verbuschen, verlieren ihre typischen Arten – und werden zu Treibhausgasschleudern. «Mit dem konsequenten Schutz und der Wiederherstellung von Mooren hätten wir eine Win-win-Situation», erklärt Raffael Ayé, Geschäftsführer von BirdLife Schweiz. «Wir könnten zahlreiche gefährdete Arten erhalten und gleichzeitig die Treibhausgasemissionen verkleinern. Bisher nutzt die Schweiz diese Chance kaum».

Kürzungen beim Moorschutz sind unhaltbar
Die wichtigste Massnahme zur Renaturierung von Mooren ist die Wiederherstellung des Wasserhaushalts. Einzelne Beispiele dafür gibt es bereits; so führt BirdLife Schweiz Projekte zur Aufwertung von Moorlebensräumen in verschiedenen Kantonen durch. Allerdings sind für die Erhaltung bestehender und die Wiederherstellung beeinträchtigter Moore deutlich mehr Mittel nötig. Doch anstatt die dringend nötigen Finanzen für den Biotopschutz aufzustocken, machen Bundesrat und Parlament das Gegenteil: Sie reduzierten die Beiträge an die Kantone in den Programmvereinbarungen im Naturschutz 2025-2028 von 83 auf 65 Mio. Franken pro Jahr.

Mit dem vorgeschlagenen «Entlastungspaket 2027» will der Bundesrat den Schutz und die Wiederherstellung der Biotope inkl. der Moore weiter schwächen. So sollen entsprechende Gelder um zehn Prozent gekürzt werden. Dies steht im Widerspruch zu den gesetzlichen Bestimmungen, welche den Schutz und Erhalt der Biotope und Moore vorgeben. Die Situation für Biodiversität und Klima würde sich weiter verschärfen. BirdLife Schweiz hat deshalb zusammen mit anderen Organisationen an den Bundesrat appelliert, auf die kontraproduktiven Kürzungen im Bereich Natur und Landschaft zu verzichten. «Es wäre verantwortungslos, die Folgen des fortschreitenden Moorschwunds und damit auch die wachsenden Kosten für deren Wiederherstellung den nächsten Generationen aufzubürden», sagt Raffael Ayé.

BirdLife-Projekte in Mooren: https://www.birdlife.ch/de/content/gewaesser-moore
 

BirdLife Schweiz: gemeinsam für die Biodiversität – lokal bis weltweit

BirdLife Schweiz engagiert sich mit viel Herzblut und Fachkenntnis für die Natur. Gemeinsam mit unseren 70'000 Mitgliedern, 430 lokalen Sektionen in den Gemeinden und 19 Kantonalverbänden packen wir auf allen Ebenen für die Biodiversität an. Mit weiteren BirdLife-Organisationen aus 120 Ländern bilden wir das grösste Naturschutz-Netzwerk der Welt: BirdLife International – in der Gemeinde verwurzelt, weltweit wirksam.

BirdLife fördert gefährdete Arten wie Steinkauz oder Eisvogel sowie ihre Lebensräume und kämpft für bessere politische Rahmenbedingungen. Mit den BirdLife-Naturzentren, vielfältigen BirdLife-Kursen und -Publikationen machen wir die Natur hautnah erlebbar und begeistern für ihren Schutz.

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Bilder

Hierzulande sind laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) nur noch gut 10 % der ursprünglichen Flach- und Hochmoore vorhanden.

Foto: BirdLife Schweiz/C. Glauser

Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden.


Mit dem vorgeschlagenen «Entlastungspaket 2027» will der Bundesrat den Schutz und die Wiederherstellung der Biotope inkl. der Moore weiter schwächen.

Foto: BirdLife Schweiz/C. Glauser

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Auskünfte

Raffael Ayé, Geschäftsführer, raffael.aye@birdlife.ch, Tel. 076 308 66 84