Natürlicherweise kommen Ruderalflächen (Kiesflächen) auf Schotter- und Kiesbänken entlang von Flüssen und an Schutthängen vor. In der Natur- und Kulturlandschaft werden diese Lebensräume immer seltener. Ähnliche Lebensräume finden sich auch im Siedlungsraum in Gärten, entlang von Wegen, an Böschungen, auf unversiegelten Plätzen oder auf Baulandbrachen. Bereits auf kleinen Flächen können blütenreiche Ruderalflächen gedeihen. Voraussetzung dafür sind ein sonniger Standort sowie ein magerer und kiesiger oder steiniger Boden.
Spezielle Pflanzen
Ruderalflächen werden von spezialisierten Pflanzenarten, den sogenannten Pionierpflanzen, besiedelt. Diese sind wahre Hungerkünstler und kommen mit wenig Nährstoffen aus. In Wiesen und anderen Lebensräumen mit dichter Pflanzendecke werden sie von konkurrenzstarken Arten verdrängt.
Ruderalflächen können farbenprächtig sein und verändern ihr Erscheinungsbild von Jahr zu Jahr. Nach der Aussaat überwiegen einjährige Pflanzenarten wie der Klatschmohn. Diese entwickeln sich rasch und blühen bereits nach wenigen Wochen. Darauf folgen mehrjährige Pflanzenarten, die im ersten Jahr Blattrosetten ausbilden und erst im zweiten Jahr blühen. Der Artenwechsel von Jahr zu Jahr ist typisch für Ruderalflächen. Ebenso ist vom frühen Frühling bis im Herbst für ein grosses und vielfältiges Blütenangebot gesorgt – ein wahres Eldorado für blütenbesuchende Insekten.
Lückige Bepflanzung
Im Gegensatz zu Wiesenpflanzen bilden Pionierpflanzen keine geschlossene Pflanzendecke, sondern lassen Lücken mit offenem Boden. An sonnigen Standorten bieten Ruderalflächen deshalb geschützte und warme Bodenstellen, wo Tiere wie Eidechsen oder Insekten sonnenbaden, sich aufwärmen oder nisten können. Die Stängel von mehrjährigen Pionierpflanzen sind oft hohl (z.B. Karde) oder markhaltig (z.B. Königskerzen). Wildbienen und anderen Wirbellosen dienen sie als Nist- und Überwinterungsplätze, sofern sie über Winter stehen gelassen werden. Ruderalflächen sollten deshalb nicht jedes Jahr gemäht werden.
Standort
Sonnig, magerer und durchlässiger Boden, Kies- und Schotterflächen, Rohboden.
Standort für Verkehrsgrün
Grosse Flächen wählen, denn diese sind ökologisch wertvoller als kleine Flächen.
Nicht an verkehrsreichen Strassen, damit die Flächen nicht zu Todesfallen für Tiere werden.
Kleinere Flächen können als Trittsteinbiotope dienen: Standort so wählen, dass die Fläche in der Nähe von anderen blütenreichen Lebensräumen liegt.
Anlage
- Bei mageren Böden, Kies- und Schotterflächen sowie Rohböden ist keine Bodenbearbeitung notwendig.
- Bei nährstoffreichen oder humusierten Böden ist zu prüfen, ob der Oberboden abgetragen werden soll.
- Pflanzmulde mit magerem Substrat auffüllen (z.B. Wandkies).
- Lockere Ansaat mit standortgerechten und einheimischen Ruderal- und Magerwiesenpflanzen, zum Beispiel mit einer Samenmischung aus dem Handel.
- Eine Erstbepflanzung mit Wildstauden macht die Flächen bereits im ersten Jahr attraktiver.
- Beste Saatzeit: März bis Juni, eventuell Herbst.
Online-Bezugsquellen:
• Artha Samen
• UFA-Samen
• Wildstaudengärtnerei
Pflege
Ruderalflächen sind im Unterhalt günstiger als Rabatten mit Zierpflanzen, weil ihre Pflege weniger aufwändig ist. Eine minimale Pflege ist trotzdem notwendig, um eine blütenreiche Vegetation zu erhalten.
- Im Aussaatjahr ist keine Pflege notwendig: keine Wässerung, keine Düngung, kein Schnitt.
- Problempflanzen müssen bekämpft werden durch Jäten; keine Herbizide anwenden.
- In der Regel genügt ein teilweiser Schnitt alle 2–3 Jahre zwischen Oktober und März.
- In dichten Beständen alle 3–5 Jahre Platz für Erstbesiedler schaffen: Teilbereiche von Vegetation befreien und bei Bedarf neu ansäen oder mit Wildstauden bepflanzen.
- Selektiv jäten: dominante Pflanzen entfernen und Platz schaffen für konkurrenzschwächere Arten.
- Aufkommende Bäume oder Sträucher entfernen.
Weitere Infos