Medienmitteilung von Pro Natura und BirdLife Schweiz vom 19.9.2025
Reaktion der Naturschutzorganisationen auf Botschaft zum Entlastungspaket
Mit seiner Botschaft zum Entlastungspaket 27 beharrt der Bundesrat auf den gravierenden Kürzungen im Bereich Naturschutz. Er foutiert sich damit um die enormen Folgekosten, welche die Zerstörung der Schweizer Naturjuwelen haben wird. Zudem ignoriert er Forschungsergebnisse, die zeigen, dass sich Investitionen in den Erhalt der Biodiversität lohnen.
In ihrer Vernehmlassungsantwort zum Entlastungspaket hatte die Umweltallianz vom Bund gefordert, eine seriöse Folgekostenabschätzung der überproportionalen Kürzungen im Umweltbereich vorzunehmen. Anstatt beim Erhalt unserer Naturjuwelen soll er vielmehr bei umweltschädlichen Subventionen sparen. Leider zeigt der Bundesrat mit seiner heute veröffentlichten Botschaft kein Einsehen. Die Sparübung wird damit genau das Gegenteil von dem bewirken, was sie bezwecken soll: Künftigen Generationen werden hohe Folgekosten aufgebürdet, indem die Natur vernachlässigt und weiter zerstört wird.
Naturjuwelen und überlebenswichtige Naturleistungen gehen verloren
Die ikonischen Moore Glaubenberg (OW) und Les Ponts-de-Martel (NE) sind Biotope von nationaler Bedeutung. Damit gehören sie zu den nur gerade 2 Prozent der Schweizer Landesfläche, welche vom strengsten gesetzlichen Schutz profitieren, den die Schweiz zu bieten hat. Trotzdem trocknen sie aus, setzen dabei Tausende Tonnen CO2 frei und gehen als Lebensraum bedrohter Tier- und Pflanzenarten und für den Hochwasserschutz verloren. Der Grund: Die Umweltbudgets der Kantone wurden in der Vergangenheit immer wieder gekürzt und reichen schon heute nicht für die dringend notwendigen Schutz- und Pflegemassnahmen. Mit den im Entlastungspaket vorgesehenen Kürzungen wird die Situation noch prekärer: die Streichung von weiteren 10 Prozent beim Kredit Natur und Landschaft, die Auflösung des Fonds Landschaft Schweiz und die Kürzung der Landschaftsqualitäts- und Vernetzungsbeiträge. Die Kantone haben bereits kommuniziert, dass sie diesen Abbau nicht kompensieren können. Somit müssten geplante Naturförderungsprojekte abgebrochen werden und lokale Landwirte könnten für ihre Pflegeeinsätze nicht mehr wie bisher entlöhnt werden. So wie den Mooren in Obwalden und Neuenburg geht es unzähligen Naturjuwelen schweizweit, wie der aktuelle Bericht der eidgenössischen Forschungsanstalt WSL belegt. Ihr Verlust gefährdet für uns Menschen überlebenswichtige Leistungen der Natur wie CO2- und Wasserspeicherung oder Bodenfruchtbarkeit. Für sie alle gilt: Je länger wir mit Renaturierungen zuwarten, desto teurer werden sie.
Investitionen in die Natur lohnen sich
Dabei zeigt eine neue Studie im europäischen Alpenraum, dass Investitionen in den Erhalt oder die Wiederherstellung der Natur sehr effizient sind: Der Ertrag ist insgesamt fast dreimal so hoch wie die Investition, da die intakten Lebensräume eine natürliche Prävention vor Extremereignissen bieten. Besonders wirksam sind dabei Lösungen wie Wald- und Gewässerrenaturierungen zum Schutz vor Hochwasser oder Hangrutschen, wenn sie gezielt die Biodiversität fördern und nicht nur kurzfristige wirtschaftliche Ziele verfolgen.
Leider lässt die aktuelle Schweizer Regierung eine langfristige Orientierung in Sachen Natur- und Klimaschutz vermissen. Mit kurzfristigem Finanzaktionismus werden nicht nur Abstimmungsversprechen gebrochen, sondern auch unsere natürlichen Lebensgrundlagen aufs Spiel gesetzt. Die Mitglieder der Umweltallianz warnen eindringlich vor den Folgen dieser vorgesehenen Kürzungen und werden sich entsprechend einbringen.
Weitere Informationen
- WSL-Bericht zum Zustand der Biotope von nationale Bedeutung
- Studie zu naturbasierten Lösungen im Alpenraum
Kontakt
- Pro Natura: Stefan Kunz, Abteilungsleiter Politik und Internationales, 079 631 34 67, stefan.kunz@pronatura.ch
- BirdLife Schweiz: Damaris Hohler, Projektleiterin Biodiversitätspolitik, 044 457 70 42, damaris.hohler@birdlife.ch