Auerhuhn © Michael Gerber

SSVG Porträt

Die Schweizerische Stiftung für Vogelschutzgebiete (SSVG) wurde 1973 von BirdLife Schweiz mithilfe eines Legats gegründet. Seitdem hat sie im ganzen Land zahlreiche wertvolle Naturschutzprojekte durchgeführt.

Die SSVG, eine Stiftung von BirdLife, besitzt heute über 100 Hektaren Schutzgebiete und pflegt viele weitere biologisch wertvolle Flächen. Tausende Menschen haben in den vergangenen 50 Jahren dazu beigetragen, dass die von ihr betreuten Flächen stetig wachsen konnten: Treue Gönnerinnen und Gönner, ehrenamtliche Stiftungsräte, Landbesitzende, Gemeinden, Behörden oder Bewirtschafter. Als Stiftung dient die SSVG im Rahmen der ­BirdLife-Familie dazu, Naturschutz­flächen nachhaltig zu bewahren und durch Kauf, Schenkungen oder Vermächtnisse zu erweitern.

Nach ihrer Gründung im Jahr 1973 unterstützte die SSVG schwergewichtig die Stiftung Lauerzersee beim Erwerb von Parzellen in der einmaligen Landschaft im Kanton Schwyz. Diese ist geprägt vom Felssturz von 1806. Heute sind die mächtigen Felsblöcke von Wald umgeben oder von Trockenrasen bewachsen, unterbrochen von Weihern und Tümpeln. Zwischen Bergsturzgebiet und dem See erstrecken sich wertvolle Riedwiesen mit zahlreichen Orchideen. Am See selber brütet nebst vielen weiteren Vogelarten eine grosse Zahl an Sumpf- und Teichrohrsängern.

Früh engagierte sich die SSVG auch im Rheintal zwischen Altstätten und Oberriet (SG). Sie besitzt und betreut in Zusammenarbeit mit dem Verein Pro Riet verschiedene renaturierte Flächen. Dank einem Netz an Feuchtgebieten wurde ­diese Kulturlandschaft wieder naturnaher gestaltet und die Biodiversität gestärkt. Im Gebiet Spitzmäder beim Naturzentrum Schollenmühle im Bannriet (siehe Ornis 3/09) erstellte die SSVG gemeinsam mit Pro Riet einen Beobachtungsturm. In den bald vierzig Jahren Arbeit in dieser Region entwickelte sich der Bestand des Weissstorches im Alpenrheintal von null auf über 200 Brutpaare.

Bannriet

Schutz in Kulturland, Wald- und Alpgebieten

Aufgrund des bäuerlichen Bodenrechts können Naturschutzorganisationen heute kaum noch landwirtschaftliche Grundstücke erwerben. Dies ist bedauerlich, sind in der intensiven Landwirtschaft doch die ökologischen Defizite besonders hoch. Bevor die aktuelle Gesetzgebung in Kraft trat, konnte die SSVG noch einige Parzellen erwerben, wie die «Ruerhalden» im Neckertal (SG). Sie werden heute mit strengen ökologischen Auflagen verpachtet.

Da die SSVG kein Landwirtschaftsland mehr erwerben darf, sind ökologisch motivierte Grundeigentümer dazu übergegangen, der SSVG Land auf Basis einer Dienstbarkeit zur Verfügung zu stellen, so zum Beispiel im «Vogelherd» bei Lichtensteig oder die Liegenschaft «Bruederwald» im oberen Murgtal. Nach wie vor kann die SSVG aber durch Kauf oder Schenkung Waldparzellen übernehmen. Besonders eindrücklich ist etwa das Gebiet «Ahornen» an der Flanke des Goggeien im Toggenburg (SG) oder der wilde «Bechtenwald» im Tössbergland (SG/ZH). Solche Waldflächen mit Altholzbeständen  und Totholz müssen nicht gross gepflegt werden und sind dennoch sehr wertvoll. Aufwändiger ist der Erhalt lichter Wälder, von Waldwiesen und stufigen Waldrändern. Eine gute Zusammenarbeit mit Förstern und Landwirten ist auch hier entscheidend. Mit der Alpkorporation Selun ist die SSVG seit vielen Jahren engagiert, die grosse Alp im Toggenburg vor übermässiger touristischer Erschliessung zu bewahren, auch als Teil der Important Bird and Biodiversity Area (IBA) «Oberes Toggenburg – Säntis».

Bannriet

Umfassender Naturschutz

Auch dank ökologischer Ausgleichsmassnahmen beim Strassenbau können neue Naturräume entstehen. Exemplarisch geschah dies beim Nationalstrassenbau am Oberen Zürichsee. Die SSVG bewirtschaftet seither bei Eschenbach (SG) grosse teils eigene Parzellen. Auf den staunassen Böden aus Aushubmaterial des Umfahrungstunnels entstanden Orchideenwiesen, stufige Waldränder und Wasserflächen. Auch beim Bau der Umfahrung Bütschwil im Toggenburg wurden entlang der Thur neue Feuchtgebiete geschaffen. Diese pflegt die SSVG im Auftrag des Kantons, eingebettet in das von den Gemeinden mitgetragene Projekt «Natur pur an Necker und Thur».

Die SSVG sorgt auch für den Erhalt vieler kleinerer Lebensräume, die wichtig sind für andere Artengruppen oder spezielle Pflanzen. Typische Beispiele sind Laichgewässer oder Standorte seltener Orchideen. Ein isolierter Schutz genügt aber nicht für das längerfristige Überleben einer Art in einer Region. Es braucht ein ganzes Netzwerk geeigneter Habitate, damit Wanderungen, genetischer Austausch und Wiederbesiedlungen möglich bleiben. Dies kann gelingen, wenn Naturschutzorganisationen, Biologen, Landwirtinnen, Gemeinden und Behörden zusammenarbeiten. Jeder Beitrag zur Gesundung und Stärkung der ökologischen Infrastruktur ist wichtig. Als Stiftung von BirdLife Schweiz will die SSVG auch zukünftig einen möglichst hohen Beitrag dazu leisten – so wie in den letzten 50 Jahren.