Agrarpolitik 22+: Zu zögerlicher Schritt in Richtung naturnaher Landwirtschaft

Medienmitteilung von BirdLife Schweiz vom 12. Februar 2020

BirdLife Schweiz stellt in einer ersten Analyse der Botschaft des Bundesrates zur Agrarpolitik AP22+ fest, dass die drängenden Umweltprobleme der Landwirtschaft mit diesem Vorschlag nicht gelöst werden.

Mit jeder neuen Agrarpolitik wird seit bald dreissig Jahren eine stärkere ökologische Ausrichtung versprochen. Und doch gehen Insekten und Vögel des Landwirtschaftslandes weiter stark zurück. Die Gesänge von typischen Kulturlandarten wie Feldlerche, Braunkehlchen und Gartenrotschwanz sind in weiten Gebieten verstummt. Ihre Lebensräume werden zerstört und ihre Lebensgrundlage wird ihnen durch eine zunehmend industrielle Landwirtschaft entzogen.

BirdLife Schweiz unterstützt mit seinen Projekten Landwirtinnen und Landwirte in ihrem Einsatz für eine naturnahe Bewirtschaftung ihrer Flächen. So konnte der Neuntöter, Vogel des Jahres 2020 von BirdLife Schweiz, in den letzten Jahren seinen Bestand im Projektgebiet Obstgarten Farnsberg im Kanton Baselland verdoppeln. Dies ganz im Gegensatz zum nationalen Trend mit einer deutlichen Bestandsabnahme des Neuntöters. Zu verdanken ist der Erfolg am Farnsberg dem Einsatz von rund dreissig Bauernfamilien, BirdLife Schweiz und seinen lokalen Sektionen, die sich gemeinsam für die Biodiversität engagieren. BirdLife Schweiz fordert, dass die Agrarpolitik Landwirtinnen und Landwirte, die sich konsequent für eine naturnahe Produktion und die Biodiversität auf ihren Betrieben einsetzen, stärker unterstützt. Und BirdLife Schweiz erwartet, dass mit den immensen Summen an Steuergeldern, die jährlich in die Stützung der Landwirtschaft fliessen, die massiven Umweltprobleme in der Landwirtschaft endlich gelöst werden.

Nach einer ersten Analyse von BirdLife Schweiz gehen die Vorschläge viel zu wenig weit. Mit diesen Vorschlägen kann der Verfassungsauftrag, der u.a. eine nachhaltige Produktion, einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und die Förderung einer naturnahen und standortangepassten Produktion umfasst, nicht erfüllt werden. Im Bereich Reduktion der chronischen Stickstoff- und Phosphorüberschüsse, im Bereich Reduktion des Pestizideinsatzes und im Bereich Förderung der Biodiversität fordert BirdLife Schweiz dringend Nachbesserungen am vorliegenden Vorschlag.
  


Weitere Auskünfte

Patrik Peyer, Leiter Landwirtschaft BirdLife Schweiz, Tel: 044 457 70 26