Die Schweiz kürt den Eisvogel zum Vogel des Jahres 2026

Medienmitteilung von BirdLife Schweiz vom 25.11.2025

BirdLife Schweiz hat die Bevölkerung dazu aufgerufen, den Vogel des Jahres 2026 zu wählen: Welche Vogelart sollte Botschafter für naturnahe Fliessgewässer werden? Über 18'000 Personen haben ihre Stimme abgegeben, und das Ergebnis war denkbar knapp – mit nur 53 Stimmen Unterschied konnte sich der Eisvogel durchsetzen. Mit seinem leuchtenden Gefieder und seiner furchtlosen Jagdtechnik ist er einer der schönsten und beliebtesten Vögel der Schweiz. Und er zeigt uns, wie eine natürliche Welt am Wasser aussehen kann. BirdLife Schweiz stellt den Vogel des Jahres 2026 mit einem Porträt und einem Kurzfilm vor. 

Auch dieses Jahr hat BirdLife Schweiz die Bevölkerung eingeladen, den «Vogel des Jahres» zu wählen. Über 18'000 Naturinteressierte machten mit und gaben Ihrem Lieblingsvogel die Stimme. Gesucht wurde ein «Botschafter für naturnahe Fliessgewässer» und das Rennen war bis zur letzten Sekunde hochspannend. Der Eisvogel gewann das Rennen mit 30.47 % der Stimmen. Zweitplatzierte ist die Wasseramsel mit nur 53 Stimmen weniger (30.19 %). Es folgen die Gebirgsstelze (16.37 %), der Flussregenpfeifer (12.57 %) und die Uferschwalbe (10.40 %).

Lebensraum an klarem Wasser
Der Eisvogel steht für klare Flüsse, Auen, intakte Natur und Lebensräume voller Dynamik. Er bewohnt das ganze Jahr über langsam fliessende oder stehende Gewässer wie Bäche, Flüsse, Altarme, Auenlandschaften und Seen. Entscheidend für ihn sind ein reicher Bestand an Kleinfischen, klares Wasser sowie genügend Sitzwarten wie Äste, Schilfhalme oder Steine. Zur Brutzeit ist der farbenprächtige Vogel zudem auf ungestörte, vegetationsfreie Steilwände angewiesen, in denen er seine Bruthöhle anlegt. Dafür braucht das Eisvogel-Paar eine senkrechte oder leicht überhängende Wand aus lehmiger Erde oder festem Sand. Solche natürlichen Uferabbrüche, die früher durch Hochwasser und natürliche Gewässerdynamik regelmässig neu entstanden, sind heute selten geworden, weil der Mensch die Flüsse systematisch verbaut und betoniert hat.

Meisterjäger unter Wasser
Der Eisvogel lebt hauptsächlich von kleinen Fischen und ist für seinen pfeilschnellen Flug über das Wasser bekannt. Zum Jagen setzt er sich auf eine Warte an einem fischreichen Gewässer. Hat er einen Fisch entdeckt, stürzt er sich blitzschnell kopfüber ins Wasser. Die maximale Tauchtiefe liegt bei etwa einem Meter. Er packt seine Beute mit dem langen Schnabel, taucht wieder auf und fliegt auf eine nahe Sitzwarte zurück, wo er sie Kopf voran verschluckt. Pro Tag frisst er bis zu 35% seines Körpergewichts an Fischen, die meist vier bis sieben Zentimeter lang sind.

Selten und gefährdet
Der Eisvogel ist in der Schweiz selten und steht aufgrund seines kleinen Bestands auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Sein Bestand hat sich in den letzten Jahren leicht erholt und liegt aktuell bei 400 bis 500 Brutpaaren. Dies dürfte an den milderen Winter liegen, denn ein strenger Winter kann die Population stark einbrechen lassen. Viele Eisvögel verhungern, wenn Gewässer grossflächig zufrieren und er nicht mehr an seine Nahrung gelangt.

Das grösste Problem für den Eisvogel ist jedoch ein Mangel an geeigneten Lebensräumen. Fast alle grossen Fliessgewässer und viele kleine wurden in der Schweiz kanalisiert, verbaut oder gar eingedolt. Für den Schutz des Eisvogels ist es entscheidend, natürliche Lebensräume mit einer eigenen Dynamik zu erhalten oder wieder zu schaffen. Hochwasser sollen wieder Prallhänge anreissen, Kiesbänke hinterlassen und Altläufe bilden dürfen. Solche natürlichen Prozesse sind für Fische, Amphibien, Libellen und viele weitere Wassertiere und damit auch für den Eisvogel überlebenswichtig. So steht der Eisvogel auch als Symbol für die ganze Gewässerbiodiversität, die besonders bedroht ist.

BirdLife schafft neue Lebensräume
In der Schweiz werden Fliessgewässer renaturiert, das ist zentral. Gemeinsam mit BirdLife-Naturschutzvereinen ist auch BirdLife Schweiz bei der Revitalisierung von Bächen tätig, um ihnen Stück für Stück wieder mehr Platz zu geben. Und wir begleiten Flussrevitalisierungen mit Fachwissen und Beratung. Viele Kantone sind jedoch bei den Revitalisierungen deutlich im Rückstand, und dieses Beispiel zeigt einmal mehr: Naturschutz braucht einen sehr langen Atem.

BirdLife handelt jetzt. Um dem Eisvogel neue Brutmöglichkeiten zu bieten, werden künstliche Brutwände errichtet oder geeignete Steilwände freigestellt. BirdLife ist in vielen Regionen aktiv, etwa in den BirdLife-Naturzentren in La Sauge (VD), am Klingnauer Stausee (AG) und im Neeracherried (ZH). BirdLife leistet damit einen konkreten Beitrag zum langfristigen Schutz des Eisvogels.

Einen Kurzfilm zum Eisvogel, weitere Infos und ein kostenloses Poster finden Sie unter www.birdlife.ch/eisvogel

 

BirdLife Schweiz: gemeinsam für die Biodiversität – lokal bis weltweit

BirdLife Schweiz engagiert sich mit viel Herzblut und Fachwissen für die Natur. Gemeinsam mit unseren 71’000 Mitgliedern, 430 lokalen BirdLife-Naturschutzvereinen und 19 Kantonalverbänden packen wir auf allen Ebenen für die Natur an.

Wir fördern gefährdete Arten wie Steinkauz oder Eisvogel sowie ihre Lebensräume und geben der bedrohten Natur eine Stimme. Mit den BirdLife-Naturzentren, -Kursen und -Publikationen bilden wir aus, machen die Natur hautnah erlebbar und begeistern für ihre Förderung.

Schlägt auch Ihr Herz für die Natur und die Vogelwelt? Engagieren Sie sich im BirdLife-Netzwerk: birdlife.ch/engagement

BirdLife Schweiz dankt für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung.

 


Bilder

Mit seinem leuchtenden Gefieder und seiner furchtlosen Jagdtechnik ist der Eisvogel einer der schönsten und beliebtesten Vögel der Schweiz.

Foto: Beat Rüegger

Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden.


Der Eisvogel ist der Vogel des Jahres 2026.

Foto: Michael Gerber

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Der Eisvogel benötigt klare, saubere und fischreiche Flüsse mit Prallhängen, in denen er seine Höhle bauen kann.

Foto: Ralph Martin

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Männchen (links) und Weibchen (rechts) bei der Balz.

Foto: Markus Nobel

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Der Eisvogel ist der Vogel des Jahres 2026.

Foto: Chris Venetz

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In harten Wintern sterben viele Eisvögel, weil die Gewässer zufrieren. Sie weichen dann an Seen aus.

Foto: Michael Gerber

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Medienmitteilung und Filme


Auskünfte

Stefan Bachmann, Medienverantwortlicher BirdLife Schweiz, stefan.bachmann@birdlife.ch, Tel. 078 740 50 51