Auerhuhn © Michael Gerber

Projekt Kulturlandschaft Tössbergland

Ein Mosaik vielfältiger Wälder in der alten Kulturlandschaft Tössbergland

Ein Projekt der SSVG

Das Tössbergland zwischen Hörnli, Schnebelhorn, Tössstock und Tweralpspitz ist eine alte Kulturlandschaft von grosser ökologischer Bedeutung. Das reiche Kleinrelief der Berglandschaft ist durch schmale Grate, teils imposante Molassewände und tief eingeschnittene Bachtäler geprägt. Die urtümlichen Waldlandschaften sind ausserhalb eines gepflegten Wanderwegnetzes meist für Menschen kaum begehbar. Sie stellen deshalb ungestörte oder wenig gestörte Rückzugsgebiete für zahlreiche bedrohte Pflanzen- und Tierarten dar. Neben dem seltenen Dreizehenspecht und dem neu eingewanderten Weissrückenspecht, brütet seit Jahren ein Steinadlerpaar im Gebiet. Daneben beherbergt das Tössbergland eine kleine Restpopulation des Auerhuhns und kleine Bestände des Haselhuhns. Weil einige Bergkuppen während der letzten Eiszeit schneefrei blieben, wachsen auch einige seltene Pflanzenarten im Gebiet.

Mehr Wald, weniger Licht

In früheren Jahrhunderten wurden die Wälder im Tössbergland vor allem durch eine intensive landwirtschaftliche Nutzung und durch Köhlerei stark übernutzt. Die Folge davon waren kahle Waldpartien mit heideartigem Charakter und sehr wenig Holzvorrat. Davon profitierten neben lichtbedürftigen Pflanzenarten auch die Raufusshühner. Im Zuge der Industrialisierung verlor der Wald wegen der teils schwierigen Erreichbarkeit an Bedeutung und wurde kaum mehr genutzt. Heute sind weite Teile der ausgedehnten Wälder dicht bestockt und damit schattig. Sie weisen in der Regel hohe Holzvorräte auf und der Waldboden ist oft kahl oder hat nur einen geringen Pflanzenbewuchs.

Eine Projektidee entsteht

Im Jahre 2005 konnte die SSVG im Goldinger-Tal zwei Parzellen erwerben. Die im Folgejahr ausgeführten Holzschläge weckten das Interesse anderer Waldbesitzer, so dass bis 2008 weitere Pilotholzschläge durchgeführt wurden. Als Schlussfolgerung aus den Erkenntnissen der Pilotprojekte entstand im Jahr 2008 die Idee eines grösseren Waldaufwertungsprojektes.

Das Wald- und Weideaufwertungsprojekt der SSVG

Das Projektgebiet erstreckt sich über die drei Kantone St. Gallen, Thurgau und Zürich in einem der ausgedehntesten Waldgebiete der Ostschweiz. Ziel dieses Projektes war es, in der vom Wald geprägten alten Kulturlandschaft Tössbergland in einem Aufwertungs- und Pflegeprojekt ein Mosaik lichter Waldbereiche mit vielfältiger Pflanzen- und Tierwelt zu schaffen. Bis 2017 wurden deshalb über 60 Holzschläge auf ausgewählten Flächen durchgeführt. Gewählt wurden dazu bewusst magere, gut besonnte Waldpartien und Gratlagen. Zudem sind Gebiete, welche früher als Weiden genutzt wurden und durch die Nutzungsaufgabe verwaldet waren, wiederhergestellt worden. Das Tössbergland soll an diesen Stellen wieder den Charakter der alten Kulturlandschaft erhalten. Die Flächen wurden dabei nicht kahl geschlagen, sondern Bäume mit Zukunft und seltene Arten wie Eiben blieben stehen. Die Planung der Holzschläge erfolgte in Zusammenarbeit mit dem betreffenden Förster. Damit die Aufwertungen der Waldflächen nachhaltig Wirkung zeigen, wurde die Folgepflege vertraglich geregelt.

 

Typische Landschaft im Projektgebiet.

 

Dicht bestockter Wald auf einer SSVG-Parzelle mit wenig Bodenvegetation. So sehen heutzutage zahlreiche Waldflächen im Gebiet aus.

 

Die gleiche SSVG-Waldparzelle kurz nach dem Holzschlag. Die Fläche ist deutlich lichtdurchfluteter als zuvor.

 

Mittels Auslichtungen werden auch einheimische Orchideen wie der Frauenschuh gefördert.

Wirkungskontrolle

Die erfolgte Wirkungskontrolle auf Auslichtungsflächen soll die Bedeutung der Aufwertungen für die Flora, ebenso wie für Tagfalter, Heuschrecken, Auer- und Haselhühner aufzeigen. Von den Massnahmen profitiert haben auch einige für die Region besondere Arten wie die Alpenstrauchschrecke (Pholidoptera aptera) oder der Gelbbindige Mohrenfalter (Erebia meolans). Welche weiteren Arten sich auf den Untersuchungsflächen eingefunden haben, ist dem Bericht zu entnehmen.

Projektabschluss und Rückblick

Dank der Unterstützung des Fonds Landschaft Schweiz (FLS), der Lotteriefonds der Kantone St. Gallen und Zürich, fünf privater Stiftungen sowie von Vereinen und unseren Gönnerinnen und Gönnern konnte dieses Projekt realisiert und 2017 abgeschlossen werden. Bis zum Projektabschluss konnten durch den Forst - mit über 60 Holzschlägen - Waldflächen von ungefähr 67 ha aufgewertet werden. Dabei wurden 11‘204 m3 Holz geerntet. Dabei wurden unter anderem eingewachsene Alpweiden, Bergwiesen und Riedflächen geöffnet. Auch die neuen SSVG-Projekte in der Kernregion zwischen der Hulftegg und Fischingen sollen der Natur- und Kulturlandschaft des Tössberglandes zu Gute kommen. Von einer Landschaft mit einer höheren Strukturvielfalt profitiert nicht nur die Natur, es entstehen auch attraktive Arbeits- und Erholungsräume für die Bevölkerung.

 


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