Medienmitteilung von BirdLife Schweiz vom 26.8.2025
Der Steinkauz stand vor 25 Jahren in der Schweiz mit nur noch rund 50 Revieren kurz vor dem Aussterben. Dank gezielten Förderprojekten von BirdLife Schweiz und Partnern gibt es dieses Jahr wieder 161 Reviere der sympathischen Eule in der Schweiz – ein neuer Rekord. Doch trotz der erfreulichen Entwicklung ist das längerfristige Überleben des Steinkauzes noch nicht gesichert.
BirdLife Schweiz fördert den Steinkauz seit Jahrzehnten – gemeinsam mit über 20 Partnern wie BirdLife-Kantonalverbänden, Stiftungen, Kantonen, Institutionen und Gemeinden. Hinzu kommen zahlreiche lokale BirdLife-Naturschutzvereine und engagierte Landwirt/innen. Schon in den 1980er-Jahren starteten die ersten Projekte; seit der Jahrtausendwende haben BirdLife und seine Partner die Anstrengungen massiv verstärkt. Wichtige Massnahmen sind etwa das Pflanzen von Hochstamm-Obstbäumen, das Anlegen von Biodiversitätsförderflächen, der Bau von Nisthilfen und Sitzwarten oder die Schaffung von Kleinstrukturen wie Ast- und Steinhaufen. Diese Aufwertungen wirken – sie helfen nicht nur dem Steinkauz, sondern auch zahlreichen weiteren Tier- und Pflanzenarten.
Beinahe ausgestorben
Einst war der Steinkauz in der Schweiz häufig. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber mit Sicherheit gab es bis ungefähr Mitte des letzten Jahrhunderts weit über 1000 Reviere in unserem Land. Dann ging es bergab: Anfang der 2000er-Jahre zählte die Schweiz nur noch etwa 50 Reviere – die Art stand am Rand des Aussterbens. Dank der Fördermassnahmen sind es heute nun wieder 161, so viele wie seit über 40 Jahren nicht mehr. «Das ist ein Erfolg und zeigt, dass sich unsere Anstrengungen auszahlen und Artenförderung funktioniert», sagt Martin Schuck, stellvertretender Geschäftsführer und Leiter der Abteilung Artenförderung von BirdLife Schweiz. «Doch der Steinkauz bleibt gefährdet. Für sein Überleben braucht er vielfältige, strukturreiche Kulturlandschaften. Hier hat die Schweiz noch grossen Nachholbedarf.»
Vorbild Dreiländereck und Nachholbedarf Schweiz
Ein Blick ins Dreiländereck bei Basel zeigt die Unterschiede: Während sich der Steinkauzbestand in Deutschland und Frankreich dank gezielter Massnahmen der BirdLife-Organisationen NABU und LPO in den letzten 20 Jahren stark erholt hat, blieb die Entwicklung in der Schweiz lange zurück. Grund dafür ist die noch intensivere Landwirtschaft in der Schweiz. Erst in den letzten Jahren beginnen sich die langjährigen Aufwertungen auch auf Schweizer Seite auszuzahlen. Das führte zu einer Wiederbesiedlung der Nordwestschweiz im Jahr 2023. «Zahlreiche Landwirt/innen setzen sich mit grossem Engagement gemeinsam mit BirdLife für die Biodiversität ein – unterm Strich ist die Lebensraumqualität im angrenzenden Ausland jedoch immer noch deutlich besser. Schuld daran sind nicht die Landwirte, sondern die Schweizer Agrarpolitik», sagt Martin Schuck.
Ziel 2031: 300 Reviere
Trotz der erfreulichen Entwicklung ist das längerfristige Überleben des Steinkauzes noch nicht gesichert. Dazu braucht es weiterhin die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten – und eine Agrarpolitik, die mit den richtigen Anreizen den Schutz fördert, statt ihn zu behindern. Noch immer bestehen in der Schweiz biodiversitätsschädigende Subventionen, welche die Bemühungen von Naturschutz und Landwirtschaft konterkarieren: «Wir giessen immer noch Öl ins Feuer anstatt Wasser und wundern uns, warum wir den Brand nicht löschen können», so Martin Schuck.
Artenförderung funktioniert – mit Zusammenarbeit und den richtigen Rahmenbedingungen
Die bisherigen Erfolge beweisen dennoch: Artenförderung funktioniert. Ohne die engagierte Zusammenarbeit von Naturschutzorganisationen, Behörden, Landwirtschaft, Stiftungen und unzähligen Freiwilligen wäre der Steinkauz in der Schweiz wohl verschwunden. Mit ihrer Unterstützung hat die kleine Eule wieder eine Zukunft – doch für die langfristige Sicherung braucht es einen weiteren gemeinsamen Effort und die die richtigen Entscheide in Bern.
BirdLife Schweiz: gemeinsam für die Biodiversität – lokal bis weltweitBirdLife Schweiz engagiert sich mit viel Herzblut und Fachwissen für die Natur. Gemeinsam mit unseren 71’000 Mitgliedern, 430 lokalen BirdLife-Naturschutzvereinen und 19 Kantonalverbänden packen wir auf allen Ebenen für die Natur an. Wir fördern gefährdete Arten wie Steinkauz oder Eisvogel sowie ihre Lebensräume und geben der bedrohten Natur eine Stimme. Mit den BirdLife-Naturzentren, -Kursen und -Publikationen bilden wir aus, machen die Natur hautnah erlebbar und begeistern für ihre Förderung. Schlägt auch Ihr Herz für die Natur und die Vogelwelt? Engagieren Sie sich im BirdLife-Netzwerk: birdlife.ch/engagement BirdLife Schweiz dankt für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung. |
Bilder
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Als typischer Vogel unser offenen Kulturlandschaft war der Steinkauz bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts weit verbreitet. Bild: Martin Becker Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden. |
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Die Bestandserholung seit der Jahrtausendwende ist ein grosser Erfolg von BirdLife Schweiz und seinen Partnern. Aber sie ist auch Auftrag mit einer Ökologischen Infrastruktur und zeitgemässen Agrarpolitik ein langfristiges Überleben des Steinkauzes zu sichern. Bild: Mathias Schäf Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden. |
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Der Lebensraum des Steinkauzes ist geprägt durch ein Mosaik an Kleinstrukturen, niedriger Vegetation und Bäumen mit Nistmöglichkeiten. Bild: BirdLife Schweiz Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden. |
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Durch Förderprojekte in den letzten Steinkauz-Vorkommen konnte das Aussterben der kleinen Eule verhindert werden. Bild: BirdLife Schweiz Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden. |
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Auskünfte
Martin Schuck, stv. Geschäftsführer, martin.schuck@birdlife.ch, Tel. 076 609 23 12
Kontakte für Informationen zu den einzelnen BirdLife-Steinkauzprojekten:
- Kanton Genf: Christian Meisser, Groupe Ornithologique du Bassin Genevois GOBG, christian.meisser@gobg.ch, Tel. 078 806 00 57
- Jura: Nadine Apolloni, nadine.apolloni@birdlife.ch, Tel. 078 835 71 20
- Nordwestschweiz: Lukas Merkelbach, lukas.merkelbach@mernatur.ch, Tel. 079 704 57 27
- Tessin: Chiara Scandolara, chiara.scandolara@birdlife.ch, Tel. 079 194 24 14