Medienmitteilung von BirdLife Schweiz vom 5. Mai 2025
Die Uferschwalbe hat es in der Schweiz nicht leicht: Sie findet kaum noch naturnahe Flussufer und geeignete Brutwände. BirdLife Schweiz und Partner schaffen daher laufend neue Lebensräume für die kleinste Schwalbenart Europas. Dank speziellen Sandschüttungen können die Vögel weiterhin ihre Brutröhren graben.
Die Uferschwalbe, die kleinste Schwalbenart Europas, kämpft in der Schweiz ums Überleben. Einst gruben diese wendigen Flieger ihre Brutröhren in natürlich entstandene Steilufer von Flüssen. Doch durch Verbauungen und das Ausbleiben natürlicher Dynamik sind solche Brutplätze nahezu verschwunden. Selbst Sandlinsen in Kiesgruben, die lange Zeit als Ersatz dienten, stehen heute immer seltener zur Verfügung, da Abbauprozesse beschleunigt und rationalisiert wurden. Doch es gibt Hoffnung: BirdLife Schweiz setzt mit innovativen Schutzmassnahmen alles daran, der faszinierenden Vogelart eine Zukunft zu sichern.
Sandschüttungen: Künstliche Steilwände als Lebensretter
Ohne geeignete Brutplätze haben Uferschwalben keine Chance. Der Erhalt bestehender Kolonien in Kiesgruben hat deshalb hohe Priorität. Wo dies nicht möglich ist, schaffen gezielte Sandschüttungen Abhilfe: künstliche Steilwände aus einer speziellen Sandmischung, die den Vögeln optimale Bedingungen zum Graben ihrer Brutröhren bietet. Der Sand darf nicht zu locker sein, sonst stürzen die Röhren ein; ist er aber zu kompakt, können die Schwalben nicht graben. Die Brutwand wird jedes Jahr vor der Brutsaison mit einem Bagger möglichst senkrecht abgestochen, um eine natürliche Ufersteilwand zu simulieren – eine aufwendige, aber notwendige Massnahme.
Die Idee dazu entstand nicht am Reissbrett, sondern aus Beobachtungen in der Praxis: Bereits vor Jahrzehnten suchten der Verein Hot Spots und BirdLife Schweiz nach Wegen zur Förderung der Uferschwalbe. Den entscheidenden Anstoss lieferte schliesslich der Aargauer Kiesunternehmer Ueli Müller (Müller Kies AG), der bemerkte, wie Schwalben versuchten, in ein vorbereitetes Sanddepot ihre Brutröhren zu graben. Kurzerhand schichtete er in Eigeninitiative einen separaten Sandhaufen auf – und wurde belohnt: Schon bald liessen sich die ersten Uferschwalben nieder.
Der Erfolg bestätigt diesen innovativen Ansatz: 2024 wurden bereits rund 2700 Brutpaare in künstlichen Sandschüttungen gezählt – damit brütet rund ein Drittel der Vögel bereits in diesen für sie geschaffenen Wänden. Seit 2011 sind an rund 50 Standorten solche innovativen, künstlichen Brutwände entstanden, an deren Realisierung BirdLife Schweiz in 30 Fällen beteiligt war.
Im März 2025, rechtzeitig vor der Rückkehr der Uferschwalben aus dem Winterquartier, haben BirdLife Schweiz und Partner nun drei weitere Sandschüttungen erstellt. In zweien davon konnten dieser Tage bereits erste Grabversuche beobachtet werden – ein weiterer Beleg dafür, dass künstliche Sandschüttungen einen entscheidenden Beitrag zum Fortbestand der Art leisten.
Natürliche Flussufer als langfristiges Ziel
Keine einzige Uferschwalbenkolonie in der Schweiz brütet heute an einem natürlichen Prallhang, da naturnahe Fliessgewässer mit ihrer ursprünglichen Wasserdynamik praktisch nicht mehr existieren. Trotz der Erfolge mit künstlichen Sandschüttungen bleibt daher das übergeordnete Ziel bestehen: Uferschwalben sollen wieder in revitalisierten, naturnahen Flusslandschaften brüten können. Das Gewässerschutzgesetz von 2011 bietet dafür eine wichtige Grundlage. Doch bislang gibt es nur wenige Projekte, die tatsächlich dynamische, natürliche Flussufer schaffen. Hier sind Bund und Kantone gefordert: Nur mit konsequenten Renaturierungen können wir der Uferschwalbe ihren ursprünglichen Lebensraum zurückgeben. Dies ist auch zentral für die Verbesserung ihrer Nahrungsgrundlage, die hauptsächlich aus Insekten besteht.
Aufruf zur Zusammenarbeit: Jeder Standort zählt!
Die bestehenden Brutplätze in Kiesgruben zu erhalten, bleibt eine zentrale Aufgabe. BirdLife Schweiz ruft Kantone und Kiesgrubenbetreiber dazu auf, die Bedürfnisse der Uferschwalben frühzeitig in ihre Planungen einzubeziehen. Es gibt bereits positive Beispiele, in denen stillgelegte Gruben gezielt als Brutstandorte erhalten wurden. Doch es braucht noch mehr Engagement: Neue Sandschüttungen sind dringend nötig, und BirdLife Schweiz sucht weiterhin nach geeigneten Standorten.
BirdLife Schweiz dankt allen Partnern, Kantonen, Kiesgrubenbetreibern und Förderern, die sich für den Schutz der Uferschwalbe einsetzen. Wer Interesse an einer Zusammenarbeit hat oder potenzielle Standorte kennt, ist herzlich eingeladen, sich direkt bei BirdLife Schweiz zu melden.
Weitere Informationen und Spendemöglichkeit: birdlife.ch/uferschwalbe
BirdLife Schweiz: gemeinsam für die Biodiversität – lokal bis weltweitBirdLife Schweiz engagiert sich mit viel Herzblut und Fachkenntnis für die Natur. Gemeinsam mit unseren 70'000 Mitgliedern, 430 lokalen Sektionen in den Gemeinden und 19 Kantonalverbänden packen wir auf allen Ebenen für die Biodiversität an. Mit weiteren BirdLife-Organisationen aus 120 Ländern bilden wir das grösste Naturschutz-Netzwerk der Welt: BirdLife International – in der Gemeinde verwurzelt, weltweit wirksam. BirdLife fördert gefährdete Arten wie Steinkauz oder Eisvogel sowie ihre Lebensräume und kämpft für bessere politische Rahmenbedingungen. Mit den BirdLife-Naturzentren, vielfältigen BirdLife-Kursen und -Publikationen machen wir die Natur hautnah erlebbar und begeistern für ihren Schutz. Schlägt auch Ihr Herz für die Natur und die Vogelwelt? Werden Sie Teil des engagierten BirdLife-Netzwerks: www.birdlife.ch BirdLife Schweiz dankt für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung. |
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BirdLife Schweiz engagiert sich zusammen mit Partnern für die Uferschwalbe. Nur dank künstlichen Steilwänden in Kiesgruben kann sie hierzulande noch brüten. Foto: Marcel Burkhardt Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden. |
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BirdLife Schweiz engagiert sich zusammen mit Partnern für die Uferschwalbe. Nur dank künstlichen Steilwänden in Kiesgruben kann sie hierzulande noch brüten. Foto: Chris Venetz Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden. |
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Künstliche Sandschüttungen dienen als Ersatz für die verloren gegangenen natürlichen Brutwände an Flussufern. Foto: Samuel Erzinger Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden. |
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Als Ersatz für natürliche Sandwände entlang von Flüssen erstellen BirdLife und Partner künstliche Sandwände wie hier in Hüntwangen, damit die Uferschwalben ihre Bruthöhlen bauen können. Foto: BirdLife Schweiz Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden. |
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Auskünfte
Susanna Caregnato, BirdLife Schweiz, E-Mail: uferschwalbe@birdlife.ch, Tel. 044 457 70 20